DyersEve
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Yay, ein weiterer meiner Alltime-Classics.
Um einmal auf ein etwas älteres Thema zurück zu kommen: Ich liebe Metallica vor allem wegen James Hetfield. Der Typ war (und ist Heute immer noch, auch wenn in abgespeckten Maße) die Verkörperung der Worte "cool" "Rock 'n' Roll" und "Metal" für mich. Und so geht es mir im Prinzip - aber auch nur im Prinzip - mit den Bands Sanctuary und Nevermore. Einziger Unterschied und doch so gewaltig, ist, dass es hier noch einen zweiten Menschen gibt, den ich über alles respektiere: Seven Strings-God Jeff Loomis. Aber der Reihe nach:
1988, also die späten 80er, war die Zeit, wo Progressiv-angehauchte Metalklassiker für alle Zeiten veröffentlicht wurden. Ob jetzt Seventh Son Of A Seventh Son der Jungfrauen oder ...And Justice For All der Metallicats. Man hatte den Eindruck, die großen Bands wollten der Welt zeigen, dass sie abseits ihrer Meisterwerke wie Reign In Blood, Somewhere In Time, Master Of Puppets oder auch Pleasure To Kill auch wirklich komplexre Musik schreiben konnten. Denn ein Trend war es wirklich, dass die ganzen großen traditionellen Heavy Metal/Thrash Metal-Ikonen immer komplexere Riffs schrieben. Auch Dave Mustaine von Megadeth ging mit "So Far, So Good... So What!" nach dem bahnbrechenden "Peace Sells, but who's Buying" diesen Weg, sollte den aber erst 1990 mit "Rust In Peace" vollenden.
Während der Zeit griffen viele Musiker zu Alkohol (wenn sie es nicht schon vorher taten) oder auch Drogen. Kirk Hammet von Metallica sprach öfters in Interviews davon, dass die ganze Szene damals ziemlich auf Koks hing, weil die Anforderungen, die Medien und die Musiker sich selber stellte, enorm hoch waren. Dave Mustaine war das egal, der hatte schon zu Prä-Kill 'Em All-Zeiten Probleme mit Drogen und Alkohol. Sein Konsum ging in den späten 80ern halt noch etwas mehr in die Höhe und am liebsten würde er all diese Zeit Heute vergessen - wenn es noch groß was zu vergessen gäbe. In seiner (gar nicht so alten) Biographie schrieb er, dass ihm teilweise ganze Monate seines Lebens fehlten. Trotz dessen, dass er oft auf der Bühne war und mit seiner Band Megadave äh Megadeth am So Far-album arbeitete und eine Killer-Hookline nach der nächsten schrieb. In dieser Zeit "lernte" er Lenny Ruthledge (und auch lustigerweise Jeff Loomis) kennen. Einen jungen, ambitionierten Gitarrenspieler, der den Platz des kürzlich gegangenen Megadeth-Gitarristen ersetzen wollte. Lenny war ambitioniert, aber Dave sah in dem jungen Mann einen viel zu jungen Mann und schickte ihn trotz seines grandiosen Spiels wieder nach Hause.
Monate später liefen die beiden sich wieder über den Weg. Dave, total unter Drogen und Lenny schwätzen und schwätzen und schließlich konnte Lenny Dave zumindest dahin überreden (was bei Daves Drogenrausch nicht sehr schwer war), ihn und seiner Band - einer kleinen Seattler Kapelle namens Sanctuary - ein Album zu produzieren.
In dieser Band spielten damals folgende Musiker mit:
Vocals : Warrel Dane
Guitars : Lenny Rutledge
Guitars : Sean Blosl
Bass : Jim Sheppard
Drums : Dave Budbill
Warrel Dane wurde in den Staaten damals schon ein ganz klitzekleines bisschen dadurch bekannt, dass er mit der Band "Serpents Knight" einen völlig miserable produziertes Album namens "Released from the Crypt" und davor ein Demo 1983 aufgenommen hat. Das Album wurde 2010 noch mal neu aufgelegt - immer noch miserable produziert, weil die original Tonbänder verschütt gegangen sind -, diesmal unter den Namen "Silent Knight ...of Myth and Destiny".
Während Lenny Ruthledge damit beschäftigt war, für Sanctuary Killerriffs zu schreiben und Warrel Dane für die Lyriken verantwortlich war, kam Dave Mustaine ins Spiel und sollte deren Debut "Refuge Denied" produzieren. Das war die Geburtstunde eines Universums an Leuten, die mich in den letzten 12 Monate total prägen sollten.
1988 - Sanctuary-Refuge Denied
Cover
Viele bezeichnen das Werk als komplett scheiße Produziert. Okay, das Zweitwerk der Band ist um Längen besser produziert, gehe ich mit konform, trotzdem ist es ein druckvolles Debut mit relativ ausdifferenziertem Sound, was völlig eigenständig war. Ein ganz klares Merkmal der späten 80er Jahre. Sanctuary gingen in eine relativ ähnliche Richtung, in die die Progressiv-Thrash von Anacrusis in den frühen 90ern gehen sollten: Eine Mischung aus thrashigen Riffs, basierend auf dem Power Metal der Amerikaner, vermischt mit teils progressiven, teils eingängigen Riffs. Wie gesagt, mit der letzten Platte gingen Anacrusis in die ähnliche Richtung und die neue Platte geht wohl auch dahin.
Die 8 Eigenkompositionen der Platte, sowie das Jefferson Airplane Cover "White Rabbit", sind durch überdurchschnittlich geraten. Für ein Debut ist hier bereits eine Band zugegen, die eine erstaunliche Songwriterische Tiefe und Reife zeigt. Die Texte sind teils Sozialkritisch, teils den Mythologien der alten Völker gewidmet - aber es gibt auch hier und da eine persönliche Note.
Die Songs zeichnen sich zudem dadurch aus, dass sie ganz im Sinne des traditionellen Thrash auf Balladen komplett verzichten und maximal hier und da mal ein paar cleane Gitarren-Parts einbauen, um Stimmung zu erschaffen.
Die Tour zu dem Album war dank der doch etwas bescheidenen Veröffentlichung und wenigen Prä-Album-Auftritten doch kurz, da es schlicht nicht genug Markt für das Album gab.
Triviales am Rande: Dave Mustine konnte sich Jahrelang nicht mehr dran erinnern, das Album produzier zu haben. Und Warrel Dane war mal genauso ein Schluckspecht wie James Hetfield, der hat vor, während und nach der Show getrunken wie ein Russe.
1989 - Sanctuary-Into The Mirror Black
Cover
Ich muss zugeben, es gibt schönere Cover als RD und ITMB, beide finde ich ausgesprochen hässlich, um genau zu sein, aber immerhin sind sie nicht ganzu so schlimm wie beispielsweise Cover der US Metaller von Riot, die mit ihren Eulen wirklich schreckliche Cover sorgen.
Es gab noch Songmaterial, was nicht auf Refuge Denied drauf gepasst hat vom Stil her und Neues wurde während der kurzen Tour geschrieben. Umso überraschender im Umkehrschluss für mich ist, dass diese Platte hier mit der Refuge Denied nochmal ordentlich den Boden aufwischt. Während die RD eine 9,5/10 Punkte-Platte darstellt und mitunter eines der besten Debut-Scheiben der Welt ist - die ITMB ist ein ganz klares 10 Punkte-Juwel was eigentlich in einer Heavy Metal-Sammlung fehlen darf. Die Produktion ist mitunter eine der besten vor dem Jahrzehnte-Wechsel und des Beginns der reinen PC-Produktionen und Gitarren-Koprimiererei. So ein ganz klar ausdifferenziertes Werk mit wenig Geld im Rückraum ist sehr bemerkenswert. Ich weiß gar nicht aus dem Stehgreif, WER es produziert hat, aber es war jemand relativ unbekanntes und nicht Dave Mustaine.
Im Gegensatz zur RD hat man hier auf Coverversionen verzichtet und präsentiert hier 9 völlig für sich alleinstehende und in der Gesamtheit doch überragende Einzeltstücke, die das fantastische Können jedes einzelnen Sanctuary-Mitgliedes unter Beweis stellen. Hat Warrel Dane auf der ersten Sanctuary noch sehr sehr hoch gesungen und sich dabei auch ein wenig die Stimmbänder zerschossen (seine Hoden waren damals noch nicht entwickelt, so jung war er damals), geht es auf der zweiten Sanctuary zwar auch im höheren Gesangsbereich zu, aber bei weitem nicht mehr so extrem.
Die Songs selber sind vom Stil her praktisch ein vollendet entwickeltes Refuge Denied-Material und überzeugen durch technische Raffinese, die es schafft, songdienlich zu sein und zu keiner Sekunde lang zu einer Wichserei zu werden. Textlich wendet man sich entweder sozialkritischen Themen zu oder auch anti-religiösen Themen - allerdings auch eher fantasievollen Themen wie in "Eden Lies Obscured".
Auf der "Tour" zum Album ging dann aber leider vieles drunter und drüber. Erst verließ Sean Blosl auf Grund von musikalischen Differenzen die Band und man sichte händeringend nach einem neuen. Dann kam zwar Jeff Loomis dazu, aber man spielte nur eine einziger Show auf Grund von kompletter Unorganisiertheit. Zudem war das neue Material, was sich Lenny aus dem Ärmel zauberte, stark von der Alternaiv-Metallischen Richtung, in die die Stadt Seattle driften sollte (Auch Grunge genannt) beeinflusst, was sämtlichen Sanctuary-Mitgliedern gar nicht gefiel. Vor allem Jeff, Jim und Warrel wollten den Stil, den sie mit Sanctuary für sich entdeckt hatten, weiter spielen. So kam es dann zu richtig heftigen Streits und schließlich zum Split mit Lenny Ruthledge - und damit zum Ende von Sanctuary. (Bis halt 2010 die Band reuniert wurde)
1990 - 1995, die Zwischenzeit.
Von 1990 bis 1992 waren Jeff, Jim und Warrel damit beschäftigt, zwei neue Mitstreiter zu suchen. Zum einen fehlte jemand an der Rhythmus-Gitarre (ein Problem, was uns noch bis Heute beschäftigen wird) und zum anderen brauchte man einen anständigen Drummer, denn Dave zog es nicht dahin, mit Warrel, Jeff und Jim on tour zu gehen. Sanctuary war tot und so suchte man zwei neue Mitstreiter und einen neuen Namen. Es dauerte bis 1992, da fand man mit Mark Arrington einen Drummer und spielte die "Utopia Demo" ein. Man nannte sich fortan "Nevermore" und zu Beginn eines jeden Konzertes, was damals aus den Demo-Tracks sowie den Sanctaury-Songs bestand, gröhlte Warrel Dane "Sanctuary is NEVERMORE!".
Mark Arrington war ein seltsamer Junge. Er war ein hypermoderner Drummer zu der Zeit mit einer begeisterten Fähigkeit am Drumkit. Jedoch war seine Philosophie von "Songs einspielen" ein wenig different vom Rest der Nevermore-Crew, die immer noch händeringend nach einem zweiten Axtmann suchte. Er kam ins Studio, lernte in Rekordzeit sein Zeug und spielte es ein, danach ging er wieder und kam erst wieder, als man die Gigs buchte und spielte. Aber es half für die Zeit und so ging alles seinen Weg. Die Gigs von 92 und 93 spielte man als Vier-Mann-Team, ohne Rhythmus-Gitarristen, was für einen manchmal dünnen Sound sorgte. Doch Jims außerordentliche Bass-Spielereien konnten das wenigstens ansatzweise kompensieren. Denn seine Bass-Riffs glichen oftmals den Riffs einer Rhythmus-Gitarre, aber dazu noch später.
1994 lernte man mit dem noch jüngeren Pat O'Brien - als dem Rest der Band - einen Gitarrenspieler kennen, der endlich den leeren Platz im Bandgefüge füllen sollte. Man hatte schon die 2-3 Jahre davor viele viele Songs geschrieben und schließlich konnte man 1995 mit Century Media einen Vertrag abschließen über 5 Alben. Das lustige war, dass Nevermore bei vielen Plattenfirmen angefragt haben. Aber viele wollten lieber den damals modernern alternativen Sound wie Alice In Chains oder Nirvana hören, anstatt den doch etwas moderneren Thrash Metal.
1995: Nevermore-Nevermore
Cover
Wie gesagt, Cover waren noch nie die Stärke von Warrel Dane und Co. Das nimmt absolut keine Ausnahme-Position ein.
Man setzte konsequent den Weg von Sanctuary fort. Mit Jeff Loomis fand man Warrel Dane einen Songwriting-Partner, der offenbar sein Seelenverwandter war. Ich finde, die Songs die die beiden alleine geschrieben haben, sind eine perfekte Symbiose. Der eine denkt, der andere singt das Gedachte. Denn genauso hört sich Nevermore an: Eine Gefühlswelt von einem Gespann aus Gitarre+Gesang und dazu ergreifende Texte. Die Produktion viel in etwa so aus, als würde man Into The Mirror Black 1995 noch einmal aufnehmen. Ein etwas computisierterer Sound udn die Gitarren auch nicht mehr so ganz 100% ausdifferenziert wie auf der zweiten Sanctuary - das war der Zeitgeist. Aber der sollte ja noch schlimmer werden.
Lyrisch geht es hier jedoch ein wenig anders zu Werke als auf den Sanctuary-Werken. Natürlich, ein wenig Religionslästerei (Godmoney) und Sozialkritik (The System's Failing und Timothy Leary, den wir noch mal näher kennen lernen werden) ist schon vorhanden. Aber Warrel spricht auch über viele persönliche Facetten und die einzeln zu betrachten ist auf Grund der oftmals sehr extrem geschriebenen Lyriken nicht ganz einfach. Natürlich, ein Hurting Words ist genau das, was drin steht, aber entziffer mal bitte jemand den "Sainity Assassin" oder die "Seas Of Possibillity".
Über meinen absoluten Lieblingstrack der kompletten Band habe ich mir fast das ganze letzte Jahre den Kopf zerbrochen. "What Tomorrow Knows" mit dem prägnantesten Riff aller Zeiten, könnte eine Abrechnung mit einer Freundin sein - ähnlich also wie The Hurting Words. Aber es könnte genauso gut eine Abrechnung mit der Band Sanctuary sein, man weiß es nicht ganz genau. Da man Warrel Dane zu Songmeanings auch erst seit der Dead Heart (2000er Jahrgang) fragt und er seitdem konsequent die Frühwerke ignoriert, wird man wohl kaum noch eine Antwort bekommen.
Ich habe statt der normalen CD ein Re-Release von 2006, auf dem noch die zweite Demo der Band "1994 Demo" mit drauf ist, die einen Einblick in das ermöglicht, was sogar noch 2005 veröffentlicht wurde.
Die Platte wurde übrigens von 2 Drummern eingespielt. Auf Grund der seltsamen Philosophie von Mark trennte man sich bald von selbigen, trotzdem hat er noch 4 Tracks eingespielt. Während der Aufnahmen zur Platte lernte man Van Williams kennen und integrierte ihn sofort in die Band. Er ist bis Heute Mitglied der Band.
Die Tour zur ersten Platte hat man mit sehr viel Werbung seitens Century Media betrieben, sehr lang war sie und man hat sich förmlich den Arsch abgetourt. Dann man ging bald wieder ins Studio.
1996: Nevermore-In Memory EP
Cover
Dieses Cover finde ich persönlich weitaus - im Bandkontext gesehen - geiler als das der ersten Nevermore oder des Nachfolgewerkes "The Politics Of Ecstasy". Denn es ist der erste Schritt zum absoluten Überwerk "Dreaming Neon Black" Aber ich will nichts vorweg nehmen.
Auf der EP sind 5 Songs drauf. Eigentlich 6 aber die beiden Covers sind zu einem Doppel-Cover zusammengelegt wurden. Aber der Reihe nach.
Im Gegensatz zur ersten Nevermore gehts hier durchaus etwas aggressiver und druckvoller zu Werke und zwar von Anfang an. "Optimist Or Pessimist" ein sehr persönlicher Track von Warrel Dane, zeigt gleich die Marschrichtung, in die auch "The Politics Of Ecstasy gehen wird". Heftige Gitarrenwalzen, progressive Riffs und doch ein Händchen für feine Melodien zeichnen sowohl den, als auch die beiden nachfolgenden Tracks "Matricide" und "In Memory" aus. "Matricide" ist der Lieblingstrack vieler Nevermorefans, findet aber Heute kaum noch Beachtung.
Das nachfolgende Doppelcover "Silent Hedges/Double Dare" von der Gothicband Bauhaus zeigt dann, wo Warrel Dane seine großen stimmlichen Wurzeln hat. Es ist kein Geheimnis, dass Warrel Dane auf die alten Gothic Schinken der Marke Bauhaus, The Velvet Underground, The Sisters Of Mercy und so weiter steht. Dieser Track ist somit eine Hommage an Bauhaus und meines Erachtens ist es ihnen großartig gelungen, den Song neu zu interpretieren und auf ein höheres Level zu hieven.
Mit "The Sorrowed Man" geht es dann ans Eingemachte. Ein tieftrauriger Track über das älter werden, die Weisheit und das Alleinsein, was damit verbunden ist, mit einem der schönsten Gesangslinien von Warrel Dane in seiner ganzen Karriere rundet die EP ab. Der Track war der aller erste Track, den Warrel Dane für SANCTUARY (!) geschrieben hat, passt aber meines Erachtens hervorragend in den Bandkontext von Nevermore, für Sanctuary wäre er viel zu persönlich geworden.
1996: Nevermore-The Politics Of Ecstasy
Cover
Das alles war aber nur ein Vorspiel zur Politics Of Ecstasy die bereits 2 Monate später das Licht der Welt erblickte. Das Konzeptalbum über den schon von der ersten Nevermore bekannten Timothy Leary, dessen philosophische Ansicht zur Einsetzung von LSD in Amerika auf komplette Gegenwehr stieß und darin enthalten noch eine unfassbar starke Sozialkritik bezüglich des gesamten Systems sowie des technologischen Fortschritts machen die am schwersten verdauliche Nevermore-Platte aus.
Man wurde NOCH härter als auf der In Memory EP. Der Sound wurde druckvoller, ausdifferenzierter und die Gitarren mächtig böse vom Sound her.
Das Cover - zusammen mit dem Artwork Warrel Danes Lieblingsgesamtbild aller Nevermoreplatten. Der Mann hat teilweise schon ein Rad locker - ist zwar nicht das hübscheste aber symbolisiert alles, was diese Platte ausmacht. Allein das Wort "controlled" auf dem Kopf des Kindes sagt alles aus.
Und so kommt es, dass auf diesem Werk sich sehr vieles über die Kontrolle des Staates über den kleinen Bürger dreht. "This Sacrament" "Lost" oder der Titeltrack sind Hassbrocken aus dem Gitarren- und Sangesbereich, die ausgespiehen werden in Richtung Staat. Bitterböse und traurig wahr. Der Titeltrack vereint dann auch das Konzeptthema und wird grandios von "Passenger", "Lost" und "The Tiananmen Man" umrandet. Einziger Kritikpunkt an dem härtesten ubnd fiesesten Hassbrocken der Geschichte Nevermores ist das offene Gitarrenende im Titeltrack. Der Gitarrenton wird hochgezogen und stattdessen es irgendwie endet, wird er einfach abrupt abgebrochen und Lost startet. Elegang geht anders.
Nach dem The Tiananmen Man geht es dann mit dem Instrumental "Precognition" zum zweiten Konzept des Albums. Der Kritik am technologischen Fortschritt und der großen Frage, was passiert, sollten Machinen in der Lage sein, lernen, zu fühlen, zu denken und dementsprechend zu handeln. Dieses Thema wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen. Mit dem sehr harten 42147 und schließlich dem "The Learning" wird das Thema brachial in die Köpfe der Menschen eingehämmert ohne Gnade zu zeigen.
The Politics Of Ecstasy ist ein Hassbrocken, ohne eine Sekunde subtil zu sien. Mitten in die Fresse, mit dem härtesten und bitterbösesten Sound in der ganzen Geschichte von Nevermore.
Die Tour zur Politics Of Ecstasy ging knapp 2 Jahre lang. Man tourten sich noch mehr den Arsch auf, als schone ohnehin. Warrel berichtete mal, dass man in kleinen Wagen, nur mit dem aller nötigsten, zum Gig fuhr, weil man kaum Geld hatte. Century Media ließ sie relativ an der kurzen Leine und Nevermore wurden bei weitem nicht so berühmt, wie es sich Century Media vorstellten - im Gegensatz zu den damaligen Sanctuary, die 1990 rum doch sehr gefragt waren. Nevermore spielten an wirklicher JEDER Steckdose und das ist auch der absolute Grund, warum Warrel Dane heut zu Tage das "alte Zeug" bis einschließlich der Politics nicht mehr hören will und kann: Er hat es schlicht und ergreifen ZU OFT gesungen, ZU OFT gehört und es hängt ihm zum Halse raus.
Bis Heute - 15 Jahre später - betitelt er die erste Nevermorescheibe als Demo und bezeichnet erst die Politics als erstes Album. Anlässlich der "Year Of The Voyager"-LiveDVD, die man 2008 aufgenommen hat, hat man erstmalig nach 2000 wieder die alten Songs gespielt, danach jedoch auch nie wieder. Es war ein einmaliger Anlass, mehr nicht.
1999: Nevermore-Dreaming Neon Black
Cover EU
Cover US
Auf geht es zum absoluten Höhepunkt meines Erachtens von Nevermore. Das zweite Konzeptwerk von Nevermore wurde an der zweiten Gitarre von Tim Calvert eingespielt, der aber auch nur bis einschließlich der Dead Heart blieb. Pat O'Brien zog es noch während der Politics-Tour weg von Nevermore, er spielte danach bis Heute bei Cannibal Corpse. Wenn das nicht mal eine musikalische Weiterentwicklung ist! (NICHT)
Das Cover wurde von Travis Smith gezeichnet, der bis Heute alle Nevermore-Covers seitdem zeichnet. Im US-Cover sieht man noch die Hand aus dem Fluss greifen, im EU Cover ist die Frau schließlich tot. Okay, um wen geht es hier? Zur Geschichte:
Warrel Dane hatte eine langjährig extrem gute Freundschaft mit der Frau aufgebaut, um die es auf dem gesammten Album geht. Diese Frau wurde schließlich Mitglied einer okkulten Sekte mit einer noch obscureren Religion und verlor sich in ihr und in den Drogen. Sie wurde schließlich Jahre später nach dem Album tot aufgefunden. Durch den Einstieg in die Sekte verloren sie und Warrel sich aus den Augen, was Warrel wohl mehr als nur ein wenig berührte. Denn was hier abgeht, ist nicht in Worten zu fassen.
Ein Wort vorher noch zur Produktion, die sehr merkwürdig ausgefallen ist. Denn die Gitarren vermischen sich teilweise zu einem - sehr gut funktionierenden - Soundbrei und die Soli sind nicht immer, vor allem in der zweiten Hälfte, klar differenziert zu erkennen, aber seltsamer weise funktioniert die Platte gerade WEGEN der Produktion so gut. Fragt mich bitte nicht warum...
Ophidian, das Krankenhausintro mit der bösartigen Stimme, die nur "She is waiting for you. Out of the Darkness, she's waiting" raunt, lässt das Album beginnen. Es ist das Ende und gleichzeitig der Anfang des Albums, denn in diesem Intro stirbt jemand - Warrel Dane. Das Amplituden-Tüüüüüüt geht über in ein Gitarrenriff und mit "Beyond Within" ist der einzige Track zu finden, der sich nicht ausschließlich mit der Frau aus Warrels Vergangenheit beschäftigt. Hier wird gnadenlos alles zusammengefasst, was Warrel an der Gesellschaft zum kotzen findet. Schließlich endet der Track mit dem Worten "Of One Man's Sanity" und das Konzept kann beginnen. Im Booklet zum Album finden sich bei jedem Track ein Vierzeiler, der weder gesungen, noch gesagt wird auf dem Album. Es ist nur eine kleine lyrische Geschichte, die auch nur im Booklet steht und ein wenig Hintergrundinformationen zu den Track bietet.
Was folgt, ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, par excelence. Man hat Balladen, man hat richtig fette progressiv-thrasher und man hat den Titeltrack. Der Titeltrack ist der wohl am besten komponierteste Nevermoretrack aller Zeiten. Ein paar simple Akustik-Gitarren-Riffings, ein komplett krankens Gitarrensolo, was mehr oder weniger im HINTERGRUND ist, sowie die Stimmenakrobatik von Warrel Dane machen diesen Track IMO zu DEM Vorzeige-Track der Band schlechthin.
Das Album wird schließlich mit dem Selbstmord-Track "No More Will" und schließlich dem im Tod gesprochenen "Forever" abgeschlossen. Man hat eine Stunde Gefühlsachterbahn und den absoluten Höhepunkt des Dane/Loomi'schen Schaffens hintersich. Auch wenn meines Erachtens bis auf 2 Platten JEDE einzelne Nevermoreplatte 10 Punkte wert ist - das hier ist ein Götteralbum, wie es nur ganz selten geschrieben wird.
Es ist vielleicht die Verbundenheit des Albums mit Warrel selber, dass sie kaum noch live gewürdigt wird (obgleich es auch Warrels Lieblingsplatte ist), aber auf jeden Fall wird sie nur streckenweise - ab und an - mal hier und da ein wenig gewürdigt. Meist durch die Oberknaller "Beyond Within", "I Am The Dog" oder durch den Titeltrack. Die Tour zum Album war relativ kurz, denn schon eineinhalb Jahre später kamen Nevermore mit dem nächsten Knaller um die Ecke:
2000: Nevermore-Dead Heart In A Dead World
Cover
Für den Titel des wohl melodischsten, abwechslungsreichsten und von den Fans am meisten geliebtesten Nevermorealbums ist die Textzeile "Our Fathers left us nothing but a dead world" des Titeltracks der Politics Schuld, würde ich mal vermuten. Das Cover an sich ist mal wieder relativ seltsam geraten, aber es hat wohl alles so seinen Sinn *hust*.
Produktionstechnisch hat man sich vom Mischmasch der Dreaming wieder entfernt und siedelt sich ein wenig an der ersten Nevermore an, geht jedoch technisch ein paar Schritte weiter und lässt alles noch geiler klingen.
So, dass es hier sowohl hochmelodisch als auch sehr hart zur Sache geht, macht auch gleich der Opener "Narcosynthesis" klar, ein Brecher vor dem Herren. Harte Strophen, harte Bridge, hartes Intro und Outro. Die Refrains sind aber catchy as fuck und hart melodisch gespielt. Und das zieht sich auch durch die Tracks, die folgen sollen. Mit dem zweiten Song "We Desintegrate" treibt man diese Spielerei - vor allem durch Warrel Gesangsausbruch in alte Gefilde zur Sanctuary-Zeit - auf die Spitze. Bis dann mit Evolution 169 ein weiteres klassisches Merkmal eingeführt werden soll: Die Halbballaden mit balladesken Strophen, die Metallicas Halbballaden wie Thrashmonster aussehen lassen. Gerade bei den Stücken "Evolution 169" "Believe In Nothing" oder Nevermore's größten "Hit" "The Heart Collector" geht Warrel Dane so sehr an seine stimmlichen Grenzen, dass es der schiere Wahnsinn ist. Während in den harten Passagen Jeff Loomis sein Können unter Beweis stellt, progressive Siebenseiter-Riffs (seit dem Album sein Standart) und extravagante Soli mit 190 Noten pro Sekunde (*g*) mit catchy Melodien unter einem Hut zu bringen, ist Warrel Dane's Stimme das Gegenpart in den ruhigeren Sektionen. Eine Symbiose, die besser gar nicht sein könnte. Das hier ist hoch gradige Kunst ich verbeuge mich immer wieder davor.
Und dann gibt es da noch den "Sound Of Silence", ein Simon&Garfunkel-Cover, wo die Lyrics zu dem Lied in ein kompletten neuen Song eingebettet wurden. Viele nennen ihn auch "The Song, that should not be" weil Nevermore angeblich nicht den Song verstanden hätten (das kommt später nochmal), das ganze Problem ist aber an dem Song, dass das Riff schlicht und ergreifend öde und langweilig ist. Der Song ist ein Ausfall, der nur durch den grandiosen (und schon damals sehr dunklen Text, was komplett gegen den Mainstream ging zu Simon&Garfunkels Zeit) Text gerettet wird. Allerdings stellt er eindrucksvoll unter Beweis, was man alles aus Lyriken machen kann. Mir ist so ein Cover viel lieber, als das hunderste 1:1 nachgespielte Battery-Cover oder sonst ein Mist.
Die Tour zu der Dead Heart ging SEHR lange. Ähnlich wie bei der Politics Of Ecstasy ging sie einher damit, dass der Gitarrist ging. Diesmal allerdings wurde er nicht einmal durch einen ständigen Mitstreiter ersetzt. Es war einfach immer mal wieder jemand anders, der die Rhythmus-Axt in den Händen hielt. Erst 2003 kam Chris Broderick in die Band und spielte mit ihnen folgendes Album ein:
2003: Nevermore-Enemies Of Reality
Enemies Of Reality nimmt einen absoluten Sonderstatus im Nevermore'schen Schaffen ein. Es gibt kein kontroverseres Album, es gibt kein Album, was mehr Probleme bereitete und es gibt kein Album, was heftiger diskutiert wurde. Und es gibt kein Album, auf dem Jeff Loomis nicht auch einen Death Metal-orientierten Song unter gebracht hat.
Cover
Cover-ReMIX
Die Enemies Of Reality wäre das letzte Studioalbum bei Century Media gewesen und die Vertragsverlängerung war nicht in Sicht. So konnte Century Media noch einmal feine Rereleases der vergangenen Alben raushauen (teilweise mit Demotracks) und Nevermore selber nur relativ wenig Geld als Budged für die Produktion geben.
Das Cover vereint alles, was Nevermore bis dahin ausmachte und auf dem Album ausmachen sollte. Die Seven Tongues Of God, die Worms der Enemies Of Reality. Vieles ist hier abgebildet, worauf sich Nevermore berufen in ihren Texten.
Produktionstechnisch schlägt sich oben erwähntes schmales Budged auch gleich nieder. Die Produktion des Orginal-Releases ist eine KA-TAS-TRO-PHE! Matschig, undifferenziert, schlichtweg zum davonrennen ist sie. Der Remix, der im zuge der Godless Endeavor 2005 erschien, ist da WEITAUS besser, aber leider immer noch etwas davon entfernt, perfekt zu sein. Aber er ist WEITAUS hörbarer. Also, wenn schon das gute Teil hier kaufen, dann den Remix.
Von der Spielart nähert man sich der Politics mit ihren verkopften, progressiven Riffs und der Härte wieder an, erreicht aber IMO nicht ganz die Spielerische Perfektheit, manche Riffs wirken ZU verkopft und ZU gewollt. Jedoch liefert hier Chris Broderik an der Rhythmusklampfe einen fantastischen Job ab, denn seine Riffs sind Killerhart und gehen direkt in den Schädel rein. Hier werden keine Kompromisse gemacht, hier wird drauf los gehackt, dass es die reinste Freude ist. So ist es nicht verwunderlich, dass die ersten 3 Tracks mit zum härtesten gehört, was Nevermore bis Heute fabrizierten. Nach wirds gemächlicher und abwechslungsreicher.
Mit "Tomorrow Turned Into Yesterday" wird sogar eine kleine Parallele zu den Uraltschinken der Marke "The Sorrowed Man" oder "Hurting Words" aufgebaut und übersticht diese spielend leicht. Mit I, Voyager wird dann ein Song präsentiert, der textlich komplett hervorsticht, denn wenn ich ihn richtig verstehe, geht es hier wirklich um Vampire und ihren Sinn und ihr Dasein. Na, wenns sonst nichts ist, Herr Dane...
Das Ende der Platte durch das arg ambiente und sphärische "Noumenon" (was ursprünglicher Weise eine Remineszens an "Precognition" sein sollte und dem an Death Metal angelehnten Werk "Seed Awakening" ist meines Erachtens eine ähnliche Achterbahnfahrt - nur auf andere Art und Weise - wie die Dreaming Neon Black. Gerade Seed Awakening führt die Heftigkeit der Platte einem noch mal vor Auge und ist bisher Heute einer meiner liebsten Tracks - von vielen aber eher weniger geliebt und auch von der Band selber eher belächelt, ist es doch nur eine Hommage von Jeff Loomis an seine Death Metal Band "Experiment Fear" mit der er damals ein Demo aufgenommen hat.
Man hat danach lange Zeit gezetert. Der Band wurden Gerüchte angedichtet, durch den ständigen Tourrhythmus und dem Gitarrenwechsel würden sie sich auflösen und auch durch das Vertragsende mit Century Media und die unfassbar grottige Produktion der Enemies Of Reality (die fast schon zerrissen wurde) standen die Sterne ungünstig. Auch, als Chris Broderek dank dem Angebot von ausgerechnet Dave Mustaine (später Rache für die erste Sanctuary nehme ich mal an *g*) weg ging, war keine Besserung in Sicht.
Tja, und dann hat man einfach wieder bei Century Media unterscheiben. Einfach so. Ein paar Vertragspoker hier, eine Unterschrift da und schon war wieder alles im Lot und man tourte 2 Jahre lang. auf der Tour lernte man Steve Smyth kennen, der bis 2007 bei Nevermore tätig war.
2005: Nevermore-This Godless Endeavor
Cover
Eine neue Ära. Ein neuer Vertrag mit Century Media und endlich jemand, der ein gescheites Cover zeichnen kann. Okay, die Dreaming Neon Black hatte auch 2 tolle Cover, aber wirklich ALLES andere davor ist zum in die Tonne schmeißen, egal wie gut es Nevermore darstellt.
This Godless Endeavor hat seine Stärken, aber auch einige kleine Schwächen. Zu erst die Stärken: Das Songmaterial gehört zum besten, was Nevermore je geschrieben haben. Sozialkritik, Warrel Danes Familie und Freundinnen, Religion und so weiter und so fort, der ganze Katalog halt - in einer so hochwertigen Art und Weise, dass selbst die Dreaming Neon Black fast zittern muss. Dann die Gitarrenriffs: Zwar hochprogressiv und mit den besten Soli aller Zeiten auf einem Nevermorewerk ausgestattet, aber dennoch Songdienlich as fuck und niemals wichsend. Dann noch Warrels Stimme. So vielseitig ist sie bis auf die Dreaming noch nie gewesen und so viele Emotionen werden so klar transparent und so heftig dargestellt - und das trotz ständigen Bierkonsum! Der Kerl war wirklich all die Jahre, on Stage und im Studio, sowas von hackedicht, das glaubt ihr gar nicht!
Jetzt die Schwächen: Ja, das Drumspiel an sich von Van Williams ist grandios, auch auf dieser Platte. Aber der Sound. Meien Güte, warum lassen die immer nur wieder Andy Sneap ans Mischpult? Der kann zwar mit Gitarrensounds gut umgehen und weiß, wie man einen Bass in die Mucke einfließen lassen kann, aber von der Produktion von Drums hat der Mann bei aller Ehre NULL Ahnung. Der Drumsound ist schrecklich, das muss man sich einfach eingestehen. Dieses Sound-getriggere zerstört hier mitunter teilweise ganze Tracks und wirkt komplett fehl am Platz. Etwas sodermaßen schlimmes habe ich nur auf der St Anger und auf der Deaf Magnetic äh Death Magnetic von Metallica gehört. Wahnsinn.
Egal, zu den Songs. Mit dem wohl eingängigsten und gleichzeitig schnellsten und einem der härtesten Tracks der Bandgeschichte - Born(The Spiritual Sickness) - startet man das Album und zeigt mit hochprogressiven Elementen, wo der Hammer hängt. Der Weg von der Enemies Of Reality wird star weiter verfolgt, was eine sehr gelungene Idee war. Mit den beiden folgenden Überhits "Final Product" und vor allem "My Acid Words", was dem an Läukemie im Endstadium erkrankten Bruder von Warrel Dane gewidmet ist (eine Tragödie sondergleichen), geht es auf einem schwindelerregenden Niveau weiter.
Das dann mit Bittersweet Feast ein Track kommen muss, der das Niveau nicht ganz hält, ja sogar ein kleiner ausfall ist, ist zu verschmerzen, denn jetzt wird "The Learninig" von der "Politics Of Ecstasy" endlich zu Ende geführt. Die Machine ist zur Menschmachine geworden und nennt sich "Sentient 6". Sentient 6 ist ein absolutes Meisterwerk (mit Jeff Loomis am Flügel!) des sowohl musikalischen wie auch lyrischen Genres. Mit der Medicated Nation wird dann das sozialkritisches Thema fortgesetzt, bevor mit dem Holocaust Of Thoughts ein Bruch in der Platte entsteht. Durch das Instrumental wird die Platte praktisch gespalten, was für die nächsten beiden Songs aber auch bitter nötig ist.
Sell My Heart For Stones ist wieder einmal ein Song über Warrel Dane und sein Umgang mit Frauen (der hat da ungefähr so viel Glück wie Nevermore mit Gitarrenspielern) und in "The Psalm Of Lydia" geht es um Traumdeutungen, ein Thema, was Warrel Dane ohnehin schion immer faszinierte.
Dann kommt "A Future Uncertain", ein Song, der schon auf dem 1992 veröffentlichen Demo, damals unter dem Namen "World Unborn" drauf war. Der song wurde komplett umstruckturiert, die Gesangslinie erheblich aufgepeppt und schon entsteht ein Alltime-Classiker.
Und zum Schluss fährt man ALLES auf. In einer alles vernichtenenden Explosion kommt der 10 Minütige Titeltrack und zerbläst einem die Ohren. Ein Song mit so vielen Riffs, so einem genialen Text und einem grandiosen Solo, der wirklich für alles steht, was Nevermore 2005 ausgemacht hat. Der Wahnsinn!
Trivia: Zum ersten Mal schienen Nevermore einen tollen Gitarristen gefunden zu haben, der auch in die Band selber reinpasst. So kommt es, dass der Neue - Steve Smyth - ganze 4 Songs auf dem Album zu verantworten hat. Das gab es davor - und bisher auch danach - nicht! Allerdings ist er auf der Tour 2006 an den Lungen erkrankt und ist nach seiner Genesung nicht wieder zu Nevermore hinzu gestoßen. Schade drum.
2006 bis 2008 war dann Chris Broderick Tourgitrisst - wieder einmal - und mit ihm wurde auch die Year Of The Voyager-LiveDVD aufgenommen. Auf ihr befinden sich sowohl Uralt-Classics der Band wie "The Garden Of Grey" oder "The Politics Of Ecstasy" aber auch das Doppel "The Learning"/"Sentient6" was ein einer nie dagewesenen Itensität dargeboten wird. Warrel Dane hat aber auch klar gemacht, dass es wohl das letzte Mal gewesen sein sollte, das man zum einen das Menschmachinen-Doppel gepsielt hat, als auch generell die alten Kamellen der Prä-Dreaming Phase.
2008 - Neue Wege werden gegangen.
Nevermore tourten mit dem neuen Vertrag im Rücken sage und schreibe 3 Jahre lang und spielten überall, wo es nur möglich war. Damit die Band allerdings nicht auseinanderbrach, nahm man sich danach eine private Pause, denn wenn man 3 Jahre on tour ist und sich JEDEN TAG sieht, wirds irgendwann schrecklich bis giftig. Und so konnten sowohl Warrel Dane, als auch Jeff Loomis eine langsam sich entwickelnde Idee umsetzen: Soloprojekte.
Bei Warrel Dane wurde in der Zwischenzeit eine Krankheit diagnostiziert, weswegen er seinen kompletten Lebenshaushalt umschmeißen musste. Kein Bier mehr und so weiter und so fort. Da er aber sowieso mittlerweile 40 Jahre alt war, machte ihm das relativ wenig aus, so seine Aussage in einem Interview. Als weiteren "Fortschritt" seinerseits schnitt er mal eben 60cm seine langen goldenen Haares ab und färbte sich die gut 35-50 verbliebenen Zentimeter in einem dunklen Rot. Noch jemand Fragen, warum das meine Lieblingshaarfarbe ist? *g*
2008 - Warrel Dane-Praises to the War Machine
Cover
Auf der Godless Endeavor-Tour lernte Warrel Dane den Gitarristen von Soilwork kennen, Peter Wichers. Schnell begann zwischen den beiden sich eine gute Freundschaft zu entwickeln und schließlich kam man zu dem Ergebnis: "Wie wäre es, wenn du Gitarre auf meinem Soloalbum spielst und es auch produzierst?" Peter Wichers stimmte zu und so nahm man die PTTWM auf.
Das Cover finde ich persönlich ziemlich geschmacksvoll und gut. Drückt gut aus, für was das Album IMO steht.
Es ist nicht wirklich verwunderlich, dass sich Warrel für sein Solowerk mit vollkommen neuen Gestalten eindeckte für ein Album. Zum einen wäre da Matt Wicklund (sowohl er als auch Peter spielten Gitarre UND Bass!), der in Bands wie Himsa, Sol Negro und God Forbid spielte, dann wäre da halt Soilwork's Peter und zum Schluss am den Drums war noch Dirk Verbeuren, der ebenso bei Soilwork spielte.
Zusammen nahm man ein Album auf, was NICHTS aber auch GAR NICHTS mit Nevermore zu tun hatte. Ich würde es als relativ modernen US Metal bezeichnen - oder auch als Heavy Rock mit Heavy Metal Anleihen. Keine Pro-Monster, keine Wutausbrüche der Marke "Seed Awakenng" oder "I Am The Dog". Stattdessen ganz normaler Heavy Metal.
Das heißt: Instrumental geht es auf dem Album gemächlich und sehr songdienlich zu. Ganz anders wiederrum Warrels Stimme. Nicht mal auf der Godless hat er in so einem Umfang gesungen und nur die Dreaming überbietet ihn in Sachen Emotionen. Warrel Dane singt hier die songs und die Band macht die Hintergrundarbeit. Denn es sind vor allem seine völlig grenzgeilen Vocallines, die das Album zu dem machen was es ist. Seine Texte gehören selbst verständlich auch dazu.
Hier wird vor allem typischer Nevermore-Stoff, aber arg ausgebreitet und weitaus persönlicher geboten. Wer dachte, mit "My Acid Words" wäre die Grenze des ertragbaren erreicht, hat noch nie "Brother" gehört und vor allem in Verbindung mit dem Video gesehen, was ganz persönliche Ausschnitte aus Warrels Kindheit beinhaltet. Sowieso dreht sich hier viel um seine Familie. Da wäre "August" und damit einhergehend die Beerdigung seiner viel zu früh verstorbenen Mutter. Dann ist da "This Old Man", was sich um seinen Großvater dreht und eine Parallele im Text zu "The Sorrowed Man" der Im Memory EP aufweißt. Und halt das übermächtige Brother, der beste Song aller Zeiten, wäre da nicht die ein oder andere Nevermore/Metallica-Kamelle *g*.
Sozialkritisch geht es im Rest zu, auch ein wenig gegen die Religionen wird gehetzt, halt Business ans Usuall, aber sehr grandios dargeboten.
Die Tour lief unter folgendem Personal ab. Nicht wundern, Peter, Mark und Dirk wollten einfach keine Tour machen:
Warrel Dane - Vocals
Attila Vörös - Guitar
Jonny Smokes - Guitar
Dagna Silesia - Bass
Willis Mathiasen - Drums
Jetzt das Problem mit dem Solowerk: Es hat die nachfolgende Nevermoreplatte zu dem gemacht, was sie heute ist, aber dazu später. Erstmal ist Gitarrenheld Jeff dran:
2008: Jeff Loomis-Zero Order Phase
Cover
Was erwartet man von einem Gitarrenhelden? Ich würde mal meinen eine wilde Soloorgie im Stile des Yngwie Malmsteen oder ähnlichen Flitzefingern. Denn Yngwie ist in der Tat DAS Vorbild für Jeff schlechthin.
In der Tat ist das komplette Album instrumental. Nicht ein Wort ist hier auf dem ganzen Album drauf. Die Songs haben allesamt reltiv exotische Titel wie "Cashmere Shiv" oder "Devil Theory", allerdings erwartet einem hier ausdrücklich KEIN Gitarrengewichse. Auch wenn hier und da doch etwas übertrieben wird.
Jeff Loomis zeigt hier, das er sowohl einer der besten Siebensaiter-Hexer ist im traditionellen Metalbereich, als auch, dass er ein begegnadeter Songwriter ist. Die Songs hier stammen allesamt aus seiner magischen Feder und haben allesamt ihre Daseinsberechtigung. Durch die Hinzunahme von vier sehr guten Musikern als Gast, sowie einem altbekannten Drummer, nämlich Mark Arrington, den wir noch aus der Frühzeit von Nevermore kennen - entsteht hier eine Lehrstunde für Jeff Loomis selber. Es ist seine Art, sich weiter zu entwickeln. Anstatt hier sekündlich 190 Noten rauszukloppen, wird auch öfters mal vom Gaspedal getreten und er lernt, sich in ganz gefühlvollen Harmonien auszudrücken.
Dabei stehen ihm folgende Musiker zur Seite: Ron Jarzombek, der bei WatchTower spielt und die Solo bei Jato Unit spielt, einem Song, der wirklich grenzgenial ist. Dann wäre da noch Pat O'Brien, den wir auch noch kennen (der spielt jetzt bei Cannibal Corpse und hat die Frühhase von Nevermore geprägt), er steuert die Soli von "Race Against Disaster" bei. Bis auf "Cashmere shiv" spielt Jeff Loomis alle Bass-Passagen selber. Bei dem Track aber spielt Michael Manring und eine richtig tolle Gitarre spielt Neil Kernon auf dem Cashmere Shiv.
Das Album ist in der Hinsicht völlig umwerfend, als dass die Songs vollkommen ohne Gesang funktionieren und doch wahnsinnig viel Emotionen transportieren. Jeff hat mal in seinen Gitarren-Exkursionen erzählt, dass er durch die Mitstreiter extrem viel gelernt hat, auch weil er gelernt hat, auch mal vom Gaspedal zu gehen.
Doch auch dieses Album, so großartig es sein mag, ist eventuell dafür verantwortlich, was 2010 auf uns zu kommen sollte.
2010: Nevermore-The Obsidian Conspiracy
Cover
während der kleinen Tour von Warrel Dane lernte er Attila (was ein Name *heullol*) kennen und er fragt ihn, ob er vielleicht den leer gewordenen Gitarrenspot in Nevermore füllen konnte. Attila hatte damit kein Problem und so kam es, dass Attila von nun an Tourgitarrist von Nevermore ist und zudem "durfte" er die Rytmusparts des 2010er Albums "The Obsidian Conspiracy" einspielen.
Das Cover ist wieder einmal ziemlich grandios geraten und zeigt das Mädchen von der Godless Endeavor Platte.
Produktionstechnisch wurde die Platte leider ziemlich blöd aufgenommen. Man gönnte Warrel Dane für seine "neue" Stimmvielfalt (als ob der Kerle nicht schon in der Vergangenheit grandioses geleistet hätte, kein Wunder bei fünfjähriger Opernstimmenausbildung) viel Raum. So wurden die Gitarren ein wenig in den Hintergrund gepackt und die Drums ziemlich dumpf aufgenommen.
Die Songs an sich sind sehr kompackt geraten und bilden einen perfekten Kontrast zur "This Godless Endeavor" und gehen mehr in die Richtung "Dead Heart In A Dead World". Das Problem ist nur: Zum einen ist die Produktion nicht ganz super und zum anderen scheinen die beiden Songwriter Loomis und Dane ihr kreatives Output in ihren zugegebener Maßen grandiosen Solowerken verschossen zu haben.
Die Song auf dem neuen Output hier sind .. nun ja... unterdurchschnittlich, textlich trivial und voll mit Themen eines Mannes, der sich eher an der schönen neuen Welt erfreut, als über das Übel der Welt zu hetzen. Das zeigt sich vor allem in absolut schnulzigen Texten wie "Emptiness Unobstructed", "The Blue Marble And The New Soul" oder "The Day You Built The Wall". Textlich ist das hier wirklich nicht grandios, wenn auch super dargeboten. Und gitarrentechnisch ist zwar Loomis über alle Zweifel erhaben und liefert hier solotechnisch große Kost ab, dennoch überzeugen mich persönlich die generellen Songstrukturen nicht wirklich.
Und dann wäre da noch Peter Wichers. Dank der Kollaboration auf dem Solowerk, produzierte er auch noch gleich das neue Nevermore-Werk und ist Hauptverantwortlicher des Zusammenschnippelns der Songs. Das geht soweit, dass der Titeltrack statt knappen 10 Minuten gerade mal 5 Minuten lang ist. Das krasse ist: Weil Warrel Dane während der Arbeiten zum Album noch mal wegfahren musste, hat Peter eigenhändig die Schere angelegt und Warrel musste dann (wie kann man sowas nur zustimmen? ARRRRRRRGH) die Songs geschnitten neu einsingen, als er wieder da war.
Nichts desto trotz ist es ein von der Presse sehr stark abgefeiertes Werk. Manche betiteln es als bestes Nevermore-Werk aller Zeiten und zudem hat es sich bereits jetzt stärker verkauft, als jedes Nevermore-Album davor. Es gibt zu dem Album meist nur 1 von 2 Positionen: Entweder es ist Mist - oder es ist grandios. Etwas dazwischen scheint es kaum zu geben.
2010: Nachspiel
Relativ kurz nach der Veröffentlichung der Conspiracy kündigt Warrel Dane urplötzlich und komplett überraschend eine Reunion von Sanctuary an. Man habe sich mit Lenny Ruthledge wieder versönt und nachdem Warrel teils richtig aggressiv bei Interviewfragen auf seine ehemalige Band reagiert hat, scheint wieder alles Friede-Freude-Eierkuchen zu sein. Man sei sogar schon dabei, neues Material zu schreiben (und ist es bis jetzt immer noch, laut Warrels Twitter-Meldungen). Lenny wird wie gewohnt die Killerriffs schreiben und Warrel die Texte beisteuern. Live wird jedoch Sanctuary nicht mit Lenny auftreten, sondern mit Jeff Loomis und Attila. Warum auch immer.
Zudem ist bekannt geworden, dass Warrel Dane gerne den Titeltrack der Conspiracy in seiner ursprünglichen Form auf einer EP veröffentlichen wurden. Und, dass er bereits das Material für sein zweites Soloalbum im Kasten hat. Es soll das heftigste Werk mit ihm am Gesang aller Zeiten sein (eventuell eine Hommage an den verstorbenen Chuck Schuldiner, der ihm damals zu Dreaming-Zeiten angeboten hat, sein "Solowerk" Controll Denied-The Fragile Art Of Existence einzusingen. Aber Warrel Dane war gerade dabei, die Dreaming einzusingen) jedoch die catchiesten Refrains gleichzeitig bieten.
Auch drängt Warrel Dane Jeff Loomis dazu, schnell neue Nevermore-Songs zu schreiben. Nach dem grandiosen Erfolg der Conspiracy will man so schnell wie es geht Nachschlagen, jedoch soll die neue Scheibe laut Dane kein weiteres "Popalbum" werden.
Listentime:
Refuge Denied: 9,5/10
Into The Mirror Black: 10/10
Nevermore: 10/10
In Memory: 9/10
The Politics Of Ecstasy: 10/10
Dreaming Neon Black: 10/10
Dead Heart In A Dead World: 10/10
Enemies Of Reality: 9,5/10
This Godless Endeavor: 10/10
The Year Of The Voyager-Live: 10/10
Praises To The Warmachine: 10/10
Zero Order Phase: 9,5/10
The Obsidian Conspiracy: 7,5/10
Um einmal auf ein etwas älteres Thema zurück zu kommen: Ich liebe Metallica vor allem wegen James Hetfield. Der Typ war (und ist Heute immer noch, auch wenn in abgespeckten Maße) die Verkörperung der Worte "cool" "Rock 'n' Roll" und "Metal" für mich. Und so geht es mir im Prinzip - aber auch nur im Prinzip - mit den Bands Sanctuary und Nevermore. Einziger Unterschied und doch so gewaltig, ist, dass es hier noch einen zweiten Menschen gibt, den ich über alles respektiere: Seven Strings-God Jeff Loomis. Aber der Reihe nach:
1988, also die späten 80er, war die Zeit, wo Progressiv-angehauchte Metalklassiker für alle Zeiten veröffentlicht wurden. Ob jetzt Seventh Son Of A Seventh Son der Jungfrauen oder ...And Justice For All der Metallicats. Man hatte den Eindruck, die großen Bands wollten der Welt zeigen, dass sie abseits ihrer Meisterwerke wie Reign In Blood, Somewhere In Time, Master Of Puppets oder auch Pleasure To Kill auch wirklich komplexre Musik schreiben konnten. Denn ein Trend war es wirklich, dass die ganzen großen traditionellen Heavy Metal/Thrash Metal-Ikonen immer komplexere Riffs schrieben. Auch Dave Mustaine von Megadeth ging mit "So Far, So Good... So What!" nach dem bahnbrechenden "Peace Sells, but who's Buying" diesen Weg, sollte den aber erst 1990 mit "Rust In Peace" vollenden.
Während der Zeit griffen viele Musiker zu Alkohol (wenn sie es nicht schon vorher taten) oder auch Drogen. Kirk Hammet von Metallica sprach öfters in Interviews davon, dass die ganze Szene damals ziemlich auf Koks hing, weil die Anforderungen, die Medien und die Musiker sich selber stellte, enorm hoch waren. Dave Mustaine war das egal, der hatte schon zu Prä-Kill 'Em All-Zeiten Probleme mit Drogen und Alkohol. Sein Konsum ging in den späten 80ern halt noch etwas mehr in die Höhe und am liebsten würde er all diese Zeit Heute vergessen - wenn es noch groß was zu vergessen gäbe. In seiner (gar nicht so alten) Biographie schrieb er, dass ihm teilweise ganze Monate seines Lebens fehlten. Trotz dessen, dass er oft auf der Bühne war und mit seiner Band Megadave äh Megadeth am So Far-album arbeitete und eine Killer-Hookline nach der nächsten schrieb. In dieser Zeit "lernte" er Lenny Ruthledge (und auch lustigerweise Jeff Loomis) kennen. Einen jungen, ambitionierten Gitarrenspieler, der den Platz des kürzlich gegangenen Megadeth-Gitarristen ersetzen wollte. Lenny war ambitioniert, aber Dave sah in dem jungen Mann einen viel zu jungen Mann und schickte ihn trotz seines grandiosen Spiels wieder nach Hause.
Monate später liefen die beiden sich wieder über den Weg. Dave, total unter Drogen und Lenny schwätzen und schwätzen und schließlich konnte Lenny Dave zumindest dahin überreden (was bei Daves Drogenrausch nicht sehr schwer war), ihn und seiner Band - einer kleinen Seattler Kapelle namens Sanctuary - ein Album zu produzieren.
In dieser Band spielten damals folgende Musiker mit:
Vocals : Warrel Dane
Guitars : Lenny Rutledge
Guitars : Sean Blosl
Bass : Jim Sheppard
Drums : Dave Budbill
Warrel Dane wurde in den Staaten damals schon ein ganz klitzekleines bisschen dadurch bekannt, dass er mit der Band "Serpents Knight" einen völlig miserable produziertes Album namens "Released from the Crypt" und davor ein Demo 1983 aufgenommen hat. Das Album wurde 2010 noch mal neu aufgelegt - immer noch miserable produziert, weil die original Tonbänder verschütt gegangen sind -, diesmal unter den Namen "Silent Knight ...of Myth and Destiny".
Während Lenny Ruthledge damit beschäftigt war, für Sanctuary Killerriffs zu schreiben und Warrel Dane für die Lyriken verantwortlich war, kam Dave Mustaine ins Spiel und sollte deren Debut "Refuge Denied" produzieren. Das war die Geburtstunde eines Universums an Leuten, die mich in den letzten 12 Monate total prägen sollten.
1988 - Sanctuary-Refuge Denied
Cover
Viele bezeichnen das Werk als komplett scheiße Produziert. Okay, das Zweitwerk der Band ist um Längen besser produziert, gehe ich mit konform, trotzdem ist es ein druckvolles Debut mit relativ ausdifferenziertem Sound, was völlig eigenständig war. Ein ganz klares Merkmal der späten 80er Jahre. Sanctuary gingen in eine relativ ähnliche Richtung, in die die Progressiv-Thrash von Anacrusis in den frühen 90ern gehen sollten: Eine Mischung aus thrashigen Riffs, basierend auf dem Power Metal der Amerikaner, vermischt mit teils progressiven, teils eingängigen Riffs. Wie gesagt, mit der letzten Platte gingen Anacrusis in die ähnliche Richtung und die neue Platte geht wohl auch dahin.
Die 8 Eigenkompositionen der Platte, sowie das Jefferson Airplane Cover "White Rabbit", sind durch überdurchschnittlich geraten. Für ein Debut ist hier bereits eine Band zugegen, die eine erstaunliche Songwriterische Tiefe und Reife zeigt. Die Texte sind teils Sozialkritisch, teils den Mythologien der alten Völker gewidmet - aber es gibt auch hier und da eine persönliche Note.
Die Songs zeichnen sich zudem dadurch aus, dass sie ganz im Sinne des traditionellen Thrash auf Balladen komplett verzichten und maximal hier und da mal ein paar cleane Gitarren-Parts einbauen, um Stimmung zu erschaffen.
Die Tour zu dem Album war dank der doch etwas bescheidenen Veröffentlichung und wenigen Prä-Album-Auftritten doch kurz, da es schlicht nicht genug Markt für das Album gab.
Triviales am Rande: Dave Mustine konnte sich Jahrelang nicht mehr dran erinnern, das Album produzier zu haben. Und Warrel Dane war mal genauso ein Schluckspecht wie James Hetfield, der hat vor, während und nach der Show getrunken wie ein Russe.
1989 - Sanctuary-Into The Mirror Black
Cover
Ich muss zugeben, es gibt schönere Cover als RD und ITMB, beide finde ich ausgesprochen hässlich, um genau zu sein, aber immerhin sind sie nicht ganzu so schlimm wie beispielsweise Cover der US Metaller von Riot, die mit ihren Eulen wirklich schreckliche Cover sorgen.
Es gab noch Songmaterial, was nicht auf Refuge Denied drauf gepasst hat vom Stil her und Neues wurde während der kurzen Tour geschrieben. Umso überraschender im Umkehrschluss für mich ist, dass diese Platte hier mit der Refuge Denied nochmal ordentlich den Boden aufwischt. Während die RD eine 9,5/10 Punkte-Platte darstellt und mitunter eines der besten Debut-Scheiben der Welt ist - die ITMB ist ein ganz klares 10 Punkte-Juwel was eigentlich in einer Heavy Metal-Sammlung fehlen darf. Die Produktion ist mitunter eine der besten vor dem Jahrzehnte-Wechsel und des Beginns der reinen PC-Produktionen und Gitarren-Koprimiererei. So ein ganz klar ausdifferenziertes Werk mit wenig Geld im Rückraum ist sehr bemerkenswert. Ich weiß gar nicht aus dem Stehgreif, WER es produziert hat, aber es war jemand relativ unbekanntes und nicht Dave Mustaine.
Im Gegensatz zur RD hat man hier auf Coverversionen verzichtet und präsentiert hier 9 völlig für sich alleinstehende und in der Gesamtheit doch überragende Einzeltstücke, die das fantastische Können jedes einzelnen Sanctuary-Mitgliedes unter Beweis stellen. Hat Warrel Dane auf der ersten Sanctuary noch sehr sehr hoch gesungen und sich dabei auch ein wenig die Stimmbänder zerschossen (seine Hoden waren damals noch nicht entwickelt, so jung war er damals), geht es auf der zweiten Sanctuary zwar auch im höheren Gesangsbereich zu, aber bei weitem nicht mehr so extrem.
Die Songs selber sind vom Stil her praktisch ein vollendet entwickeltes Refuge Denied-Material und überzeugen durch technische Raffinese, die es schafft, songdienlich zu sein und zu keiner Sekunde lang zu einer Wichserei zu werden. Textlich wendet man sich entweder sozialkritischen Themen zu oder auch anti-religiösen Themen - allerdings auch eher fantasievollen Themen wie in "Eden Lies Obscured".
Auf der "Tour" zum Album ging dann aber leider vieles drunter und drüber. Erst verließ Sean Blosl auf Grund von musikalischen Differenzen die Band und man sichte händeringend nach einem neuen. Dann kam zwar Jeff Loomis dazu, aber man spielte nur eine einziger Show auf Grund von kompletter Unorganisiertheit. Zudem war das neue Material, was sich Lenny aus dem Ärmel zauberte, stark von der Alternaiv-Metallischen Richtung, in die die Stadt Seattle driften sollte (Auch Grunge genannt) beeinflusst, was sämtlichen Sanctuary-Mitgliedern gar nicht gefiel. Vor allem Jeff, Jim und Warrel wollten den Stil, den sie mit Sanctuary für sich entdeckt hatten, weiter spielen. So kam es dann zu richtig heftigen Streits und schließlich zum Split mit Lenny Ruthledge - und damit zum Ende von Sanctuary. (Bis halt 2010 die Band reuniert wurde)
1990 - 1995, die Zwischenzeit.
Von 1990 bis 1992 waren Jeff, Jim und Warrel damit beschäftigt, zwei neue Mitstreiter zu suchen. Zum einen fehlte jemand an der Rhythmus-Gitarre (ein Problem, was uns noch bis Heute beschäftigen wird) und zum anderen brauchte man einen anständigen Drummer, denn Dave zog es nicht dahin, mit Warrel, Jeff und Jim on tour zu gehen. Sanctuary war tot und so suchte man zwei neue Mitstreiter und einen neuen Namen. Es dauerte bis 1992, da fand man mit Mark Arrington einen Drummer und spielte die "Utopia Demo" ein. Man nannte sich fortan "Nevermore" und zu Beginn eines jeden Konzertes, was damals aus den Demo-Tracks sowie den Sanctaury-Songs bestand, gröhlte Warrel Dane "Sanctuary is NEVERMORE!".
Mark Arrington war ein seltsamer Junge. Er war ein hypermoderner Drummer zu der Zeit mit einer begeisterten Fähigkeit am Drumkit. Jedoch war seine Philosophie von "Songs einspielen" ein wenig different vom Rest der Nevermore-Crew, die immer noch händeringend nach einem zweiten Axtmann suchte. Er kam ins Studio, lernte in Rekordzeit sein Zeug und spielte es ein, danach ging er wieder und kam erst wieder, als man die Gigs buchte und spielte. Aber es half für die Zeit und so ging alles seinen Weg. Die Gigs von 92 und 93 spielte man als Vier-Mann-Team, ohne Rhythmus-Gitarristen, was für einen manchmal dünnen Sound sorgte. Doch Jims außerordentliche Bass-Spielereien konnten das wenigstens ansatzweise kompensieren. Denn seine Bass-Riffs glichen oftmals den Riffs einer Rhythmus-Gitarre, aber dazu noch später.
1994 lernte man mit dem noch jüngeren Pat O'Brien - als dem Rest der Band - einen Gitarrenspieler kennen, der endlich den leeren Platz im Bandgefüge füllen sollte. Man hatte schon die 2-3 Jahre davor viele viele Songs geschrieben und schließlich konnte man 1995 mit Century Media einen Vertrag abschließen über 5 Alben. Das lustige war, dass Nevermore bei vielen Plattenfirmen angefragt haben. Aber viele wollten lieber den damals modernern alternativen Sound wie Alice In Chains oder Nirvana hören, anstatt den doch etwas moderneren Thrash Metal.
1995: Nevermore-Nevermore
Cover
Wie gesagt, Cover waren noch nie die Stärke von Warrel Dane und Co. Das nimmt absolut keine Ausnahme-Position ein.
Man setzte konsequent den Weg von Sanctuary fort. Mit Jeff Loomis fand man Warrel Dane einen Songwriting-Partner, der offenbar sein Seelenverwandter war. Ich finde, die Songs die die beiden alleine geschrieben haben, sind eine perfekte Symbiose. Der eine denkt, der andere singt das Gedachte. Denn genauso hört sich Nevermore an: Eine Gefühlswelt von einem Gespann aus Gitarre+Gesang und dazu ergreifende Texte. Die Produktion viel in etwa so aus, als würde man Into The Mirror Black 1995 noch einmal aufnehmen. Ein etwas computisierterer Sound udn die Gitarren auch nicht mehr so ganz 100% ausdifferenziert wie auf der zweiten Sanctuary - das war der Zeitgeist. Aber der sollte ja noch schlimmer werden.
Lyrisch geht es hier jedoch ein wenig anders zu Werke als auf den Sanctuary-Werken. Natürlich, ein wenig Religionslästerei (Godmoney) und Sozialkritik (The System's Failing und Timothy Leary, den wir noch mal näher kennen lernen werden) ist schon vorhanden. Aber Warrel spricht auch über viele persönliche Facetten und die einzeln zu betrachten ist auf Grund der oftmals sehr extrem geschriebenen Lyriken nicht ganz einfach. Natürlich, ein Hurting Words ist genau das, was drin steht, aber entziffer mal bitte jemand den "Sainity Assassin" oder die "Seas Of Possibillity".
Über meinen absoluten Lieblingstrack der kompletten Band habe ich mir fast das ganze letzte Jahre den Kopf zerbrochen. "What Tomorrow Knows" mit dem prägnantesten Riff aller Zeiten, könnte eine Abrechnung mit einer Freundin sein - ähnlich also wie The Hurting Words. Aber es könnte genauso gut eine Abrechnung mit der Band Sanctuary sein, man weiß es nicht ganz genau. Da man Warrel Dane zu Songmeanings auch erst seit der Dead Heart (2000er Jahrgang) fragt und er seitdem konsequent die Frühwerke ignoriert, wird man wohl kaum noch eine Antwort bekommen.
Ich habe statt der normalen CD ein Re-Release von 2006, auf dem noch die zweite Demo der Band "1994 Demo" mit drauf ist, die einen Einblick in das ermöglicht, was sogar noch 2005 veröffentlicht wurde.
Die Platte wurde übrigens von 2 Drummern eingespielt. Auf Grund der seltsamen Philosophie von Mark trennte man sich bald von selbigen, trotzdem hat er noch 4 Tracks eingespielt. Während der Aufnahmen zur Platte lernte man Van Williams kennen und integrierte ihn sofort in die Band. Er ist bis Heute Mitglied der Band.
Die Tour zur ersten Platte hat man mit sehr viel Werbung seitens Century Media betrieben, sehr lang war sie und man hat sich förmlich den Arsch abgetourt. Dann man ging bald wieder ins Studio.
1996: Nevermore-In Memory EP
Cover
Dieses Cover finde ich persönlich weitaus - im Bandkontext gesehen - geiler als das der ersten Nevermore oder des Nachfolgewerkes "The Politics Of Ecstasy". Denn es ist der erste Schritt zum absoluten Überwerk "Dreaming Neon Black" Aber ich will nichts vorweg nehmen.
Auf der EP sind 5 Songs drauf. Eigentlich 6 aber die beiden Covers sind zu einem Doppel-Cover zusammengelegt wurden. Aber der Reihe nach.
Im Gegensatz zur ersten Nevermore gehts hier durchaus etwas aggressiver und druckvoller zu Werke und zwar von Anfang an. "Optimist Or Pessimist" ein sehr persönlicher Track von Warrel Dane, zeigt gleich die Marschrichtung, in die auch "The Politics Of Ecstasy gehen wird". Heftige Gitarrenwalzen, progressive Riffs und doch ein Händchen für feine Melodien zeichnen sowohl den, als auch die beiden nachfolgenden Tracks "Matricide" und "In Memory" aus. "Matricide" ist der Lieblingstrack vieler Nevermorefans, findet aber Heute kaum noch Beachtung.
Das nachfolgende Doppelcover "Silent Hedges/Double Dare" von der Gothicband Bauhaus zeigt dann, wo Warrel Dane seine großen stimmlichen Wurzeln hat. Es ist kein Geheimnis, dass Warrel Dane auf die alten Gothic Schinken der Marke Bauhaus, The Velvet Underground, The Sisters Of Mercy und so weiter steht. Dieser Track ist somit eine Hommage an Bauhaus und meines Erachtens ist es ihnen großartig gelungen, den Song neu zu interpretieren und auf ein höheres Level zu hieven.
Mit "The Sorrowed Man" geht es dann ans Eingemachte. Ein tieftrauriger Track über das älter werden, die Weisheit und das Alleinsein, was damit verbunden ist, mit einem der schönsten Gesangslinien von Warrel Dane in seiner ganzen Karriere rundet die EP ab. Der Track war der aller erste Track, den Warrel Dane für SANCTUARY (!) geschrieben hat, passt aber meines Erachtens hervorragend in den Bandkontext von Nevermore, für Sanctuary wäre er viel zu persönlich geworden.
1996: Nevermore-The Politics Of Ecstasy
Cover
Das alles war aber nur ein Vorspiel zur Politics Of Ecstasy die bereits 2 Monate später das Licht der Welt erblickte. Das Konzeptalbum über den schon von der ersten Nevermore bekannten Timothy Leary, dessen philosophische Ansicht zur Einsetzung von LSD in Amerika auf komplette Gegenwehr stieß und darin enthalten noch eine unfassbar starke Sozialkritik bezüglich des gesamten Systems sowie des technologischen Fortschritts machen die am schwersten verdauliche Nevermore-Platte aus.
Man wurde NOCH härter als auf der In Memory EP. Der Sound wurde druckvoller, ausdifferenzierter und die Gitarren mächtig böse vom Sound her.
Das Cover - zusammen mit dem Artwork Warrel Danes Lieblingsgesamtbild aller Nevermoreplatten. Der Mann hat teilweise schon ein Rad locker - ist zwar nicht das hübscheste aber symbolisiert alles, was diese Platte ausmacht. Allein das Wort "controlled" auf dem Kopf des Kindes sagt alles aus.
Und so kommt es, dass auf diesem Werk sich sehr vieles über die Kontrolle des Staates über den kleinen Bürger dreht. "This Sacrament" "Lost" oder der Titeltrack sind Hassbrocken aus dem Gitarren- und Sangesbereich, die ausgespiehen werden in Richtung Staat. Bitterböse und traurig wahr. Der Titeltrack vereint dann auch das Konzeptthema und wird grandios von "Passenger", "Lost" und "The Tiananmen Man" umrandet. Einziger Kritikpunkt an dem härtesten ubnd fiesesten Hassbrocken der Geschichte Nevermores ist das offene Gitarrenende im Titeltrack. Der Gitarrenton wird hochgezogen und stattdessen es irgendwie endet, wird er einfach abrupt abgebrochen und Lost startet. Elegang geht anders.
Nach dem The Tiananmen Man geht es dann mit dem Instrumental "Precognition" zum zweiten Konzept des Albums. Der Kritik am technologischen Fortschritt und der großen Frage, was passiert, sollten Machinen in der Lage sein, lernen, zu fühlen, zu denken und dementsprechend zu handeln. Dieses Thema wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen. Mit dem sehr harten 42147 und schließlich dem "The Learning" wird das Thema brachial in die Köpfe der Menschen eingehämmert ohne Gnade zu zeigen.
The Politics Of Ecstasy ist ein Hassbrocken, ohne eine Sekunde subtil zu sien. Mitten in die Fresse, mit dem härtesten und bitterbösesten Sound in der ganzen Geschichte von Nevermore.
Die Tour zur Politics Of Ecstasy ging knapp 2 Jahre lang. Man tourten sich noch mehr den Arsch auf, als schone ohnehin. Warrel berichtete mal, dass man in kleinen Wagen, nur mit dem aller nötigsten, zum Gig fuhr, weil man kaum Geld hatte. Century Media ließ sie relativ an der kurzen Leine und Nevermore wurden bei weitem nicht so berühmt, wie es sich Century Media vorstellten - im Gegensatz zu den damaligen Sanctuary, die 1990 rum doch sehr gefragt waren. Nevermore spielten an wirklicher JEDER Steckdose und das ist auch der absolute Grund, warum Warrel Dane heut zu Tage das "alte Zeug" bis einschließlich der Politics nicht mehr hören will und kann: Er hat es schlicht und ergreifen ZU OFT gesungen, ZU OFT gehört und es hängt ihm zum Halse raus.
Bis Heute - 15 Jahre später - betitelt er die erste Nevermorescheibe als Demo und bezeichnet erst die Politics als erstes Album. Anlässlich der "Year Of The Voyager"-LiveDVD, die man 2008 aufgenommen hat, hat man erstmalig nach 2000 wieder die alten Songs gespielt, danach jedoch auch nie wieder. Es war ein einmaliger Anlass, mehr nicht.
1999: Nevermore-Dreaming Neon Black
Cover EU
Cover US
Auf geht es zum absoluten Höhepunkt meines Erachtens von Nevermore. Das zweite Konzeptwerk von Nevermore wurde an der zweiten Gitarre von Tim Calvert eingespielt, der aber auch nur bis einschließlich der Dead Heart blieb. Pat O'Brien zog es noch während der Politics-Tour weg von Nevermore, er spielte danach bis Heute bei Cannibal Corpse. Wenn das nicht mal eine musikalische Weiterentwicklung ist! (NICHT)
Das Cover wurde von Travis Smith gezeichnet, der bis Heute alle Nevermore-Covers seitdem zeichnet. Im US-Cover sieht man noch die Hand aus dem Fluss greifen, im EU Cover ist die Frau schließlich tot. Okay, um wen geht es hier? Zur Geschichte:
Warrel Dane hatte eine langjährig extrem gute Freundschaft mit der Frau aufgebaut, um die es auf dem gesammten Album geht. Diese Frau wurde schließlich Mitglied einer okkulten Sekte mit einer noch obscureren Religion und verlor sich in ihr und in den Drogen. Sie wurde schließlich Jahre später nach dem Album tot aufgefunden. Durch den Einstieg in die Sekte verloren sie und Warrel sich aus den Augen, was Warrel wohl mehr als nur ein wenig berührte. Denn was hier abgeht, ist nicht in Worten zu fassen.
Ein Wort vorher noch zur Produktion, die sehr merkwürdig ausgefallen ist. Denn die Gitarren vermischen sich teilweise zu einem - sehr gut funktionierenden - Soundbrei und die Soli sind nicht immer, vor allem in der zweiten Hälfte, klar differenziert zu erkennen, aber seltsamer weise funktioniert die Platte gerade WEGEN der Produktion so gut. Fragt mich bitte nicht warum...
Ophidian, das Krankenhausintro mit der bösartigen Stimme, die nur "She is waiting for you. Out of the Darkness, she's waiting" raunt, lässt das Album beginnen. Es ist das Ende und gleichzeitig der Anfang des Albums, denn in diesem Intro stirbt jemand - Warrel Dane. Das Amplituden-Tüüüüüüt geht über in ein Gitarrenriff und mit "Beyond Within" ist der einzige Track zu finden, der sich nicht ausschließlich mit der Frau aus Warrels Vergangenheit beschäftigt. Hier wird gnadenlos alles zusammengefasst, was Warrel an der Gesellschaft zum kotzen findet. Schließlich endet der Track mit dem Worten "Of One Man's Sanity" und das Konzept kann beginnen. Im Booklet zum Album finden sich bei jedem Track ein Vierzeiler, der weder gesungen, noch gesagt wird auf dem Album. Es ist nur eine kleine lyrische Geschichte, die auch nur im Booklet steht und ein wenig Hintergrundinformationen zu den Track bietet.
Was folgt, ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, par excelence. Man hat Balladen, man hat richtig fette progressiv-thrasher und man hat den Titeltrack. Der Titeltrack ist der wohl am besten komponierteste Nevermoretrack aller Zeiten. Ein paar simple Akustik-Gitarren-Riffings, ein komplett krankens Gitarrensolo, was mehr oder weniger im HINTERGRUND ist, sowie die Stimmenakrobatik von Warrel Dane machen diesen Track IMO zu DEM Vorzeige-Track der Band schlechthin.
Das Album wird schließlich mit dem Selbstmord-Track "No More Will" und schließlich dem im Tod gesprochenen "Forever" abgeschlossen. Man hat eine Stunde Gefühlsachterbahn und den absoluten Höhepunkt des Dane/Loomi'schen Schaffens hintersich. Auch wenn meines Erachtens bis auf 2 Platten JEDE einzelne Nevermoreplatte 10 Punkte wert ist - das hier ist ein Götteralbum, wie es nur ganz selten geschrieben wird.
Es ist vielleicht die Verbundenheit des Albums mit Warrel selber, dass sie kaum noch live gewürdigt wird (obgleich es auch Warrels Lieblingsplatte ist), aber auf jeden Fall wird sie nur streckenweise - ab und an - mal hier und da ein wenig gewürdigt. Meist durch die Oberknaller "Beyond Within", "I Am The Dog" oder durch den Titeltrack. Die Tour zum Album war relativ kurz, denn schon eineinhalb Jahre später kamen Nevermore mit dem nächsten Knaller um die Ecke:
2000: Nevermore-Dead Heart In A Dead World
Cover
Für den Titel des wohl melodischsten, abwechslungsreichsten und von den Fans am meisten geliebtesten Nevermorealbums ist die Textzeile "Our Fathers left us nothing but a dead world" des Titeltracks der Politics Schuld, würde ich mal vermuten. Das Cover an sich ist mal wieder relativ seltsam geraten, aber es hat wohl alles so seinen Sinn *hust*.
Produktionstechnisch hat man sich vom Mischmasch der Dreaming wieder entfernt und siedelt sich ein wenig an der ersten Nevermore an, geht jedoch technisch ein paar Schritte weiter und lässt alles noch geiler klingen.
So, dass es hier sowohl hochmelodisch als auch sehr hart zur Sache geht, macht auch gleich der Opener "Narcosynthesis" klar, ein Brecher vor dem Herren. Harte Strophen, harte Bridge, hartes Intro und Outro. Die Refrains sind aber catchy as fuck und hart melodisch gespielt. Und das zieht sich auch durch die Tracks, die folgen sollen. Mit dem zweiten Song "We Desintegrate" treibt man diese Spielerei - vor allem durch Warrel Gesangsausbruch in alte Gefilde zur Sanctuary-Zeit - auf die Spitze. Bis dann mit Evolution 169 ein weiteres klassisches Merkmal eingeführt werden soll: Die Halbballaden mit balladesken Strophen, die Metallicas Halbballaden wie Thrashmonster aussehen lassen. Gerade bei den Stücken "Evolution 169" "Believe In Nothing" oder Nevermore's größten "Hit" "The Heart Collector" geht Warrel Dane so sehr an seine stimmlichen Grenzen, dass es der schiere Wahnsinn ist. Während in den harten Passagen Jeff Loomis sein Können unter Beweis stellt, progressive Siebenseiter-Riffs (seit dem Album sein Standart) und extravagante Soli mit 190 Noten pro Sekunde (*g*) mit catchy Melodien unter einem Hut zu bringen, ist Warrel Dane's Stimme das Gegenpart in den ruhigeren Sektionen. Eine Symbiose, die besser gar nicht sein könnte. Das hier ist hoch gradige Kunst ich verbeuge mich immer wieder davor.
Und dann gibt es da noch den "Sound Of Silence", ein Simon&Garfunkel-Cover, wo die Lyrics zu dem Lied in ein kompletten neuen Song eingebettet wurden. Viele nennen ihn auch "The Song, that should not be" weil Nevermore angeblich nicht den Song verstanden hätten (das kommt später nochmal), das ganze Problem ist aber an dem Song, dass das Riff schlicht und ergreifend öde und langweilig ist. Der Song ist ein Ausfall, der nur durch den grandiosen (und schon damals sehr dunklen Text, was komplett gegen den Mainstream ging zu Simon&Garfunkels Zeit) Text gerettet wird. Allerdings stellt er eindrucksvoll unter Beweis, was man alles aus Lyriken machen kann. Mir ist so ein Cover viel lieber, als das hunderste 1:1 nachgespielte Battery-Cover oder sonst ein Mist.
Die Tour zu der Dead Heart ging SEHR lange. Ähnlich wie bei der Politics Of Ecstasy ging sie einher damit, dass der Gitarrist ging. Diesmal allerdings wurde er nicht einmal durch einen ständigen Mitstreiter ersetzt. Es war einfach immer mal wieder jemand anders, der die Rhythmus-Axt in den Händen hielt. Erst 2003 kam Chris Broderick in die Band und spielte mit ihnen folgendes Album ein:
2003: Nevermore-Enemies Of Reality
Enemies Of Reality nimmt einen absoluten Sonderstatus im Nevermore'schen Schaffen ein. Es gibt kein kontroverseres Album, es gibt kein Album, was mehr Probleme bereitete und es gibt kein Album, was heftiger diskutiert wurde. Und es gibt kein Album, auf dem Jeff Loomis nicht auch einen Death Metal-orientierten Song unter gebracht hat.
Cover
Cover-ReMIX
Die Enemies Of Reality wäre das letzte Studioalbum bei Century Media gewesen und die Vertragsverlängerung war nicht in Sicht. So konnte Century Media noch einmal feine Rereleases der vergangenen Alben raushauen (teilweise mit Demotracks) und Nevermore selber nur relativ wenig Geld als Budged für die Produktion geben.
Das Cover vereint alles, was Nevermore bis dahin ausmachte und auf dem Album ausmachen sollte. Die Seven Tongues Of God, die Worms der Enemies Of Reality. Vieles ist hier abgebildet, worauf sich Nevermore berufen in ihren Texten.
Produktionstechnisch schlägt sich oben erwähntes schmales Budged auch gleich nieder. Die Produktion des Orginal-Releases ist eine KA-TAS-TRO-PHE! Matschig, undifferenziert, schlichtweg zum davonrennen ist sie. Der Remix, der im zuge der Godless Endeavor 2005 erschien, ist da WEITAUS besser, aber leider immer noch etwas davon entfernt, perfekt zu sein. Aber er ist WEITAUS hörbarer. Also, wenn schon das gute Teil hier kaufen, dann den Remix.
Von der Spielart nähert man sich der Politics mit ihren verkopften, progressiven Riffs und der Härte wieder an, erreicht aber IMO nicht ganz die Spielerische Perfektheit, manche Riffs wirken ZU verkopft und ZU gewollt. Jedoch liefert hier Chris Broderik an der Rhythmusklampfe einen fantastischen Job ab, denn seine Riffs sind Killerhart und gehen direkt in den Schädel rein. Hier werden keine Kompromisse gemacht, hier wird drauf los gehackt, dass es die reinste Freude ist. So ist es nicht verwunderlich, dass die ersten 3 Tracks mit zum härtesten gehört, was Nevermore bis Heute fabrizierten. Nach wirds gemächlicher und abwechslungsreicher.
Mit "Tomorrow Turned Into Yesterday" wird sogar eine kleine Parallele zu den Uraltschinken der Marke "The Sorrowed Man" oder "Hurting Words" aufgebaut und übersticht diese spielend leicht. Mit I, Voyager wird dann ein Song präsentiert, der textlich komplett hervorsticht, denn wenn ich ihn richtig verstehe, geht es hier wirklich um Vampire und ihren Sinn und ihr Dasein. Na, wenns sonst nichts ist, Herr Dane...
Das Ende der Platte durch das arg ambiente und sphärische "Noumenon" (was ursprünglicher Weise eine Remineszens an "Precognition" sein sollte und dem an Death Metal angelehnten Werk "Seed Awakening" ist meines Erachtens eine ähnliche Achterbahnfahrt - nur auf andere Art und Weise - wie die Dreaming Neon Black. Gerade Seed Awakening führt die Heftigkeit der Platte einem noch mal vor Auge und ist bisher Heute einer meiner liebsten Tracks - von vielen aber eher weniger geliebt und auch von der Band selber eher belächelt, ist es doch nur eine Hommage von Jeff Loomis an seine Death Metal Band "Experiment Fear" mit der er damals ein Demo aufgenommen hat.
Man hat danach lange Zeit gezetert. Der Band wurden Gerüchte angedichtet, durch den ständigen Tourrhythmus und dem Gitarrenwechsel würden sie sich auflösen und auch durch das Vertragsende mit Century Media und die unfassbar grottige Produktion der Enemies Of Reality (die fast schon zerrissen wurde) standen die Sterne ungünstig. Auch, als Chris Broderek dank dem Angebot von ausgerechnet Dave Mustaine (später Rache für die erste Sanctuary nehme ich mal an *g*) weg ging, war keine Besserung in Sicht.
Tja, und dann hat man einfach wieder bei Century Media unterscheiben. Einfach so. Ein paar Vertragspoker hier, eine Unterschrift da und schon war wieder alles im Lot und man tourte 2 Jahre lang. auf der Tour lernte man Steve Smyth kennen, der bis 2007 bei Nevermore tätig war.
2005: Nevermore-This Godless Endeavor
Cover
Eine neue Ära. Ein neuer Vertrag mit Century Media und endlich jemand, der ein gescheites Cover zeichnen kann. Okay, die Dreaming Neon Black hatte auch 2 tolle Cover, aber wirklich ALLES andere davor ist zum in die Tonne schmeißen, egal wie gut es Nevermore darstellt.
This Godless Endeavor hat seine Stärken, aber auch einige kleine Schwächen. Zu erst die Stärken: Das Songmaterial gehört zum besten, was Nevermore je geschrieben haben. Sozialkritik, Warrel Danes Familie und Freundinnen, Religion und so weiter und so fort, der ganze Katalog halt - in einer so hochwertigen Art und Weise, dass selbst die Dreaming Neon Black fast zittern muss. Dann die Gitarrenriffs: Zwar hochprogressiv und mit den besten Soli aller Zeiten auf einem Nevermorewerk ausgestattet, aber dennoch Songdienlich as fuck und niemals wichsend. Dann noch Warrels Stimme. So vielseitig ist sie bis auf die Dreaming noch nie gewesen und so viele Emotionen werden so klar transparent und so heftig dargestellt - und das trotz ständigen Bierkonsum! Der Kerl war wirklich all die Jahre, on Stage und im Studio, sowas von hackedicht, das glaubt ihr gar nicht!
Jetzt die Schwächen: Ja, das Drumspiel an sich von Van Williams ist grandios, auch auf dieser Platte. Aber der Sound. Meien Güte, warum lassen die immer nur wieder Andy Sneap ans Mischpult? Der kann zwar mit Gitarrensounds gut umgehen und weiß, wie man einen Bass in die Mucke einfließen lassen kann, aber von der Produktion von Drums hat der Mann bei aller Ehre NULL Ahnung. Der Drumsound ist schrecklich, das muss man sich einfach eingestehen. Dieses Sound-getriggere zerstört hier mitunter teilweise ganze Tracks und wirkt komplett fehl am Platz. Etwas sodermaßen schlimmes habe ich nur auf der St Anger und auf der Deaf Magnetic äh Death Magnetic von Metallica gehört. Wahnsinn.
Egal, zu den Songs. Mit dem wohl eingängigsten und gleichzeitig schnellsten und einem der härtesten Tracks der Bandgeschichte - Born(The Spiritual Sickness) - startet man das Album und zeigt mit hochprogressiven Elementen, wo der Hammer hängt. Der Weg von der Enemies Of Reality wird star weiter verfolgt, was eine sehr gelungene Idee war. Mit den beiden folgenden Überhits "Final Product" und vor allem "My Acid Words", was dem an Läukemie im Endstadium erkrankten Bruder von Warrel Dane gewidmet ist (eine Tragödie sondergleichen), geht es auf einem schwindelerregenden Niveau weiter.
Das dann mit Bittersweet Feast ein Track kommen muss, der das Niveau nicht ganz hält, ja sogar ein kleiner ausfall ist, ist zu verschmerzen, denn jetzt wird "The Learninig" von der "Politics Of Ecstasy" endlich zu Ende geführt. Die Machine ist zur Menschmachine geworden und nennt sich "Sentient 6". Sentient 6 ist ein absolutes Meisterwerk (mit Jeff Loomis am Flügel!) des sowohl musikalischen wie auch lyrischen Genres. Mit der Medicated Nation wird dann das sozialkritisches Thema fortgesetzt, bevor mit dem Holocaust Of Thoughts ein Bruch in der Platte entsteht. Durch das Instrumental wird die Platte praktisch gespalten, was für die nächsten beiden Songs aber auch bitter nötig ist.
Sell My Heart For Stones ist wieder einmal ein Song über Warrel Dane und sein Umgang mit Frauen (der hat da ungefähr so viel Glück wie Nevermore mit Gitarrenspielern) und in "The Psalm Of Lydia" geht es um Traumdeutungen, ein Thema, was Warrel Dane ohnehin schion immer faszinierte.
Dann kommt "A Future Uncertain", ein Song, der schon auf dem 1992 veröffentlichen Demo, damals unter dem Namen "World Unborn" drauf war. Der song wurde komplett umstruckturiert, die Gesangslinie erheblich aufgepeppt und schon entsteht ein Alltime-Classiker.
Und zum Schluss fährt man ALLES auf. In einer alles vernichtenenden Explosion kommt der 10 Minütige Titeltrack und zerbläst einem die Ohren. Ein Song mit so vielen Riffs, so einem genialen Text und einem grandiosen Solo, der wirklich für alles steht, was Nevermore 2005 ausgemacht hat. Der Wahnsinn!
Trivia: Zum ersten Mal schienen Nevermore einen tollen Gitarristen gefunden zu haben, der auch in die Band selber reinpasst. So kommt es, dass der Neue - Steve Smyth - ganze 4 Songs auf dem Album zu verantworten hat. Das gab es davor - und bisher auch danach - nicht! Allerdings ist er auf der Tour 2006 an den Lungen erkrankt und ist nach seiner Genesung nicht wieder zu Nevermore hinzu gestoßen. Schade drum.
2006 bis 2008 war dann Chris Broderick Tourgitrisst - wieder einmal - und mit ihm wurde auch die Year Of The Voyager-LiveDVD aufgenommen. Auf ihr befinden sich sowohl Uralt-Classics der Band wie "The Garden Of Grey" oder "The Politics Of Ecstasy" aber auch das Doppel "The Learning"/"Sentient6" was ein einer nie dagewesenen Itensität dargeboten wird. Warrel Dane hat aber auch klar gemacht, dass es wohl das letzte Mal gewesen sein sollte, das man zum einen das Menschmachinen-Doppel gepsielt hat, als auch generell die alten Kamellen der Prä-Dreaming Phase.
2008 - Neue Wege werden gegangen.
Nevermore tourten mit dem neuen Vertrag im Rücken sage und schreibe 3 Jahre lang und spielten überall, wo es nur möglich war. Damit die Band allerdings nicht auseinanderbrach, nahm man sich danach eine private Pause, denn wenn man 3 Jahre on tour ist und sich JEDEN TAG sieht, wirds irgendwann schrecklich bis giftig. Und so konnten sowohl Warrel Dane, als auch Jeff Loomis eine langsam sich entwickelnde Idee umsetzen: Soloprojekte.
Bei Warrel Dane wurde in der Zwischenzeit eine Krankheit diagnostiziert, weswegen er seinen kompletten Lebenshaushalt umschmeißen musste. Kein Bier mehr und so weiter und so fort. Da er aber sowieso mittlerweile 40 Jahre alt war, machte ihm das relativ wenig aus, so seine Aussage in einem Interview. Als weiteren "Fortschritt" seinerseits schnitt er mal eben 60cm seine langen goldenen Haares ab und färbte sich die gut 35-50 verbliebenen Zentimeter in einem dunklen Rot. Noch jemand Fragen, warum das meine Lieblingshaarfarbe ist? *g*
2008 - Warrel Dane-Praises to the War Machine
Cover
Auf der Godless Endeavor-Tour lernte Warrel Dane den Gitarristen von Soilwork kennen, Peter Wichers. Schnell begann zwischen den beiden sich eine gute Freundschaft zu entwickeln und schließlich kam man zu dem Ergebnis: "Wie wäre es, wenn du Gitarre auf meinem Soloalbum spielst und es auch produzierst?" Peter Wichers stimmte zu und so nahm man die PTTWM auf.
Das Cover finde ich persönlich ziemlich geschmacksvoll und gut. Drückt gut aus, für was das Album IMO steht.
Es ist nicht wirklich verwunderlich, dass sich Warrel für sein Solowerk mit vollkommen neuen Gestalten eindeckte für ein Album. Zum einen wäre da Matt Wicklund (sowohl er als auch Peter spielten Gitarre UND Bass!), der in Bands wie Himsa, Sol Negro und God Forbid spielte, dann wäre da halt Soilwork's Peter und zum Schluss am den Drums war noch Dirk Verbeuren, der ebenso bei Soilwork spielte.
Zusammen nahm man ein Album auf, was NICHTS aber auch GAR NICHTS mit Nevermore zu tun hatte. Ich würde es als relativ modernen US Metal bezeichnen - oder auch als Heavy Rock mit Heavy Metal Anleihen. Keine Pro-Monster, keine Wutausbrüche der Marke "Seed Awakenng" oder "I Am The Dog". Stattdessen ganz normaler Heavy Metal.
Das heißt: Instrumental geht es auf dem Album gemächlich und sehr songdienlich zu. Ganz anders wiederrum Warrels Stimme. Nicht mal auf der Godless hat er in so einem Umfang gesungen und nur die Dreaming überbietet ihn in Sachen Emotionen. Warrel Dane singt hier die songs und die Band macht die Hintergrundarbeit. Denn es sind vor allem seine völlig grenzgeilen Vocallines, die das Album zu dem machen was es ist. Seine Texte gehören selbst verständlich auch dazu.
Hier wird vor allem typischer Nevermore-Stoff, aber arg ausgebreitet und weitaus persönlicher geboten. Wer dachte, mit "My Acid Words" wäre die Grenze des ertragbaren erreicht, hat noch nie "Brother" gehört und vor allem in Verbindung mit dem Video gesehen, was ganz persönliche Ausschnitte aus Warrels Kindheit beinhaltet. Sowieso dreht sich hier viel um seine Familie. Da wäre "August" und damit einhergehend die Beerdigung seiner viel zu früh verstorbenen Mutter. Dann ist da "This Old Man", was sich um seinen Großvater dreht und eine Parallele im Text zu "The Sorrowed Man" der Im Memory EP aufweißt. Und halt das übermächtige Brother, der beste Song aller Zeiten, wäre da nicht die ein oder andere Nevermore/Metallica-Kamelle *g*.
Sozialkritisch geht es im Rest zu, auch ein wenig gegen die Religionen wird gehetzt, halt Business ans Usuall, aber sehr grandios dargeboten.
Die Tour lief unter folgendem Personal ab. Nicht wundern, Peter, Mark und Dirk wollten einfach keine Tour machen:
Warrel Dane - Vocals
Attila Vörös - Guitar
Jonny Smokes - Guitar
Dagna Silesia - Bass
Willis Mathiasen - Drums
Jetzt das Problem mit dem Solowerk: Es hat die nachfolgende Nevermoreplatte zu dem gemacht, was sie heute ist, aber dazu später. Erstmal ist Gitarrenheld Jeff dran:
2008: Jeff Loomis-Zero Order Phase
Cover
Was erwartet man von einem Gitarrenhelden? Ich würde mal meinen eine wilde Soloorgie im Stile des Yngwie Malmsteen oder ähnlichen Flitzefingern. Denn Yngwie ist in der Tat DAS Vorbild für Jeff schlechthin.
In der Tat ist das komplette Album instrumental. Nicht ein Wort ist hier auf dem ganzen Album drauf. Die Songs haben allesamt reltiv exotische Titel wie "Cashmere Shiv" oder "Devil Theory", allerdings erwartet einem hier ausdrücklich KEIN Gitarrengewichse. Auch wenn hier und da doch etwas übertrieben wird.
Jeff Loomis zeigt hier, das er sowohl einer der besten Siebensaiter-Hexer ist im traditionellen Metalbereich, als auch, dass er ein begegnadeter Songwriter ist. Die Songs hier stammen allesamt aus seiner magischen Feder und haben allesamt ihre Daseinsberechtigung. Durch die Hinzunahme von vier sehr guten Musikern als Gast, sowie einem altbekannten Drummer, nämlich Mark Arrington, den wir noch aus der Frühzeit von Nevermore kennen - entsteht hier eine Lehrstunde für Jeff Loomis selber. Es ist seine Art, sich weiter zu entwickeln. Anstatt hier sekündlich 190 Noten rauszukloppen, wird auch öfters mal vom Gaspedal getreten und er lernt, sich in ganz gefühlvollen Harmonien auszudrücken.
Dabei stehen ihm folgende Musiker zur Seite: Ron Jarzombek, der bei WatchTower spielt und die Solo bei Jato Unit spielt, einem Song, der wirklich grenzgenial ist. Dann wäre da noch Pat O'Brien, den wir auch noch kennen (der spielt jetzt bei Cannibal Corpse und hat die Frühhase von Nevermore geprägt), er steuert die Soli von "Race Against Disaster" bei. Bis auf "Cashmere shiv" spielt Jeff Loomis alle Bass-Passagen selber. Bei dem Track aber spielt Michael Manring und eine richtig tolle Gitarre spielt Neil Kernon auf dem Cashmere Shiv.
Das Album ist in der Hinsicht völlig umwerfend, als dass die Songs vollkommen ohne Gesang funktionieren und doch wahnsinnig viel Emotionen transportieren. Jeff hat mal in seinen Gitarren-Exkursionen erzählt, dass er durch die Mitstreiter extrem viel gelernt hat, auch weil er gelernt hat, auch mal vom Gaspedal zu gehen.
Doch auch dieses Album, so großartig es sein mag, ist eventuell dafür verantwortlich, was 2010 auf uns zu kommen sollte.
2010: Nevermore-The Obsidian Conspiracy
Cover
während der kleinen Tour von Warrel Dane lernte er Attila (was ein Name *heullol*) kennen und er fragt ihn, ob er vielleicht den leer gewordenen Gitarrenspot in Nevermore füllen konnte. Attila hatte damit kein Problem und so kam es, dass Attila von nun an Tourgitarrist von Nevermore ist und zudem "durfte" er die Rytmusparts des 2010er Albums "The Obsidian Conspiracy" einspielen.
Das Cover ist wieder einmal ziemlich grandios geraten und zeigt das Mädchen von der Godless Endeavor Platte.
Produktionstechnisch wurde die Platte leider ziemlich blöd aufgenommen. Man gönnte Warrel Dane für seine "neue" Stimmvielfalt (als ob der Kerle nicht schon in der Vergangenheit grandioses geleistet hätte, kein Wunder bei fünfjähriger Opernstimmenausbildung) viel Raum. So wurden die Gitarren ein wenig in den Hintergrund gepackt und die Drums ziemlich dumpf aufgenommen.
Die Songs an sich sind sehr kompackt geraten und bilden einen perfekten Kontrast zur "This Godless Endeavor" und gehen mehr in die Richtung "Dead Heart In A Dead World". Das Problem ist nur: Zum einen ist die Produktion nicht ganz super und zum anderen scheinen die beiden Songwriter Loomis und Dane ihr kreatives Output in ihren zugegebener Maßen grandiosen Solowerken verschossen zu haben.
Die Song auf dem neuen Output hier sind .. nun ja... unterdurchschnittlich, textlich trivial und voll mit Themen eines Mannes, der sich eher an der schönen neuen Welt erfreut, als über das Übel der Welt zu hetzen. Das zeigt sich vor allem in absolut schnulzigen Texten wie "Emptiness Unobstructed", "The Blue Marble And The New Soul" oder "The Day You Built The Wall". Textlich ist das hier wirklich nicht grandios, wenn auch super dargeboten. Und gitarrentechnisch ist zwar Loomis über alle Zweifel erhaben und liefert hier solotechnisch große Kost ab, dennoch überzeugen mich persönlich die generellen Songstrukturen nicht wirklich.
Und dann wäre da noch Peter Wichers. Dank der Kollaboration auf dem Solowerk, produzierte er auch noch gleich das neue Nevermore-Werk und ist Hauptverantwortlicher des Zusammenschnippelns der Songs. Das geht soweit, dass der Titeltrack statt knappen 10 Minuten gerade mal 5 Minuten lang ist. Das krasse ist: Weil Warrel Dane während der Arbeiten zum Album noch mal wegfahren musste, hat Peter eigenhändig die Schere angelegt und Warrel musste dann (wie kann man sowas nur zustimmen? ARRRRRRRGH) die Songs geschnitten neu einsingen, als er wieder da war.
Nichts desto trotz ist es ein von der Presse sehr stark abgefeiertes Werk. Manche betiteln es als bestes Nevermore-Werk aller Zeiten und zudem hat es sich bereits jetzt stärker verkauft, als jedes Nevermore-Album davor. Es gibt zu dem Album meist nur 1 von 2 Positionen: Entweder es ist Mist - oder es ist grandios. Etwas dazwischen scheint es kaum zu geben.
2010: Nachspiel
Relativ kurz nach der Veröffentlichung der Conspiracy kündigt Warrel Dane urplötzlich und komplett überraschend eine Reunion von Sanctuary an. Man habe sich mit Lenny Ruthledge wieder versönt und nachdem Warrel teils richtig aggressiv bei Interviewfragen auf seine ehemalige Band reagiert hat, scheint wieder alles Friede-Freude-Eierkuchen zu sein. Man sei sogar schon dabei, neues Material zu schreiben (und ist es bis jetzt immer noch, laut Warrels Twitter-Meldungen). Lenny wird wie gewohnt die Killerriffs schreiben und Warrel die Texte beisteuern. Live wird jedoch Sanctuary nicht mit Lenny auftreten, sondern mit Jeff Loomis und Attila. Warum auch immer.
Zudem ist bekannt geworden, dass Warrel Dane gerne den Titeltrack der Conspiracy in seiner ursprünglichen Form auf einer EP veröffentlichen wurden. Und, dass er bereits das Material für sein zweites Soloalbum im Kasten hat. Es soll das heftigste Werk mit ihm am Gesang aller Zeiten sein (eventuell eine Hommage an den verstorbenen Chuck Schuldiner, der ihm damals zu Dreaming-Zeiten angeboten hat, sein "Solowerk" Controll Denied-The Fragile Art Of Existence einzusingen. Aber Warrel Dane war gerade dabei, die Dreaming einzusingen) jedoch die catchiesten Refrains gleichzeitig bieten.
Auch drängt Warrel Dane Jeff Loomis dazu, schnell neue Nevermore-Songs zu schreiben. Nach dem grandiosen Erfolg der Conspiracy will man so schnell wie es geht Nachschlagen, jedoch soll die neue Scheibe laut Dane kein weiteres "Popalbum" werden.
Listentime:
Refuge Denied: 9,5/10
Into The Mirror Black: 10/10
Nevermore: 10/10
In Memory: 9/10
The Politics Of Ecstasy: 10/10
Dreaming Neon Black: 10/10
Dead Heart In A Dead World: 10/10
Enemies Of Reality: 9,5/10
This Godless Endeavor: 10/10
The Year Of The Voyager-Live: 10/10
Praises To The Warmachine: 10/10
Zero Order Phase: 9,5/10
The Obsidian Conspiracy: 7,5/10